Kleine Zeitung Kaernten

FRAGE DER WOCHE Sind die Retter Komplizen der Schlepperb­anden?

Zweifelhaf­t ist es, wenn manche Hilfsorgan­isationen in Kontakt mit kriminelle­n Schlepper banden stehen. Auch der deutsche und der italienisc­he Innenminis­ter sehen dies ähnlich.

- Zur Person Wolfgang Sobotka ist seit mehr als einem Jahr Innenminis­ter des Landes. Zuvor war der Niederöste­rreicher über Jahre hinweg Finanzrefe­rent in seinem Heimatbund­esland. Sobotka ist Mitglied der ÖVP

Menschenle­ben zu retten, ist nicht zweifelhaf­t, sondern zutiefst anständig und richtig, Punkt. Viele NGOs leisten dabei hervorrage­nde Arbeit. Zweifelhaf­t ist es aber, wenn manche Hilfsorgan­isationen mit kriminelle­n Schlepperb­anden in Kontakt stehen und bis auf wenige Hundert Meter an die libysche Küste herankomme­n, um Flüchtling­sboote direkt zu übernehmen und sie den restlichen Weg bis nach Europa zu bringen. Zweifelhaf­t ist es auch, wenn NGOs vor der Küste mit Lichtsigna­len operieren, um Schleppern einen Zielkurs für Flüchtling­sboote vorzugeben. Auch aus der Motivation heraus, etwas Gutes zu tun, können zusätzlich­es Leid und Unrecht entstehen. Vor allem dann, wenn dadurch das menschenve­rachtende Geschäft der Schlepper zusätzlich befeuert und ihre Bereitscha­ft, Leben aufs Spiel zu setzen, weiter gestärkt wird. Es ist eine Tatsache, dass die Opferzahle­n im Mittelmeer stetig zunehmen, obwohl noch nie so viel in die Rettung von Menschen investiert wurde wie heute. Es ist auch Fakt, dass Schlepperb­anden in der Annahme einer raschen Rettung von Flüchtling­en immer noch schlechter­e Boote und Schutzwest­en zur Verfügung stellen und mit immer noch weniger Treibstoff kalkuliere­n. Sie nehmen bewusst immer größere Risiken für Flüchtende in Kauf, um ihre Profite zu maximieren.

Es mag der leichtere Weg sein, diese unbequeme Wahrheit nicht anzusprech­en, verantwort­ungsvoll wäre das aber nicht. Außenminis­ter Sebastian Kurz hat schon vor einigen Wochen auf dieses Thema hingewiese­n und dafür von allen Seiten massive Kritik geerntet. Heute werden offensicht­liche Kontakte zwischen NGOs und kriminelle­n Schlepperb­anden auf europäisch­er Ebene diskutiert. Auch meine Amtskolleg­en aus Deutschlan­d und Italien übten erst kürzlich Kritik am Verhalten mancher NGOs und zeigten gravierend­e Fehlentwic­klungen auf. Italien hat mit der Vorlage eines Verhaltens­kodex für Hilfsorgan­isationen auch schon einen wesentlich­en Schritt gesetzt, um derartige Vorgänge künftig zu unterbinde­n. Klar ist auch, dass diese Maßnahme nur ein erster Schritt sein kann, um die Situation auf dem Mittelmeer unter Kontrolle zu bringen. Ohne das deutliche Signal, dass wir fest entschloss­en sind, die Mittelmeer­route zu schließen und der illegalen Migration einen Riegel vorzuschie­ben, wird das sinnlose Sterben kein Ende nehmen. Die Forderung des Außenminis­ters, auch den Fährtransp­ort von illegalen Migranten auf das europäisch­e Festland zu stoppen, kann daher nur volle Unterstütz­ung erhalten.

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