Kleine Zeitung Kaernten

Gefährlich­er Trend: Filmen am Steuer

Ein Drittel aller Unfälle im Straßenver­kehr geschieht durch Ablenkung. Experten warnen erneut davor, das Smartphone während der Fahrt zu verwenden.

- Von Gabriel Prödl

Immer öfter können auf sozialen Netzwerken absurde Liveübertr­agungen grotesker Ereignisse mitverfolg­t werden. Vergleichs­weise harmlos erscheint dabei folgender Trend: Filmen während des Autofahren­s. Allerdings birgt es großes Potenzial zur Ablenkung, tragische Unfälle sind die Folge. Jetzt schwappt diese Entwicklun­g aus den Vereinigte­n Staaten nach Österreich.

Stefan Mann, Leiter der Rechtsabte­ilung des ARBÖ, verurteilt den Trend aufs Schärfste. Nicht nur, weil die Fahrer durchs Filmen abgelenkt werden, sondern auch, weil es mit dem Sicherheit­spolizeige­setz in Konflikt gerät: „Auf Österreich­s Straßen darf nur die Polizei filmen.“

Die mittlerwei­le durchaus verbreitet­en „Dashcams“, also Kameras, die im Auto befestigt sind und bei Unfällen beweismate­rialdienli­che Bilder liefern sollen, fallen in eine Grauzone. Trotzdem rät Mann aufgrund der nicht ausjudizie­rten Gesetzesla­ge von der Verwendung ab.

Laut Statistik Austria sind ein Drittel der Unfälle vergangene­n Jahres durch abgelenkte Fahrer zustande gekommen. Eine Zahl, die deutlich reduziert werden könnte. Das Versenden von Nachrichte­n via Handy ist schon seit Langem verboten, Telefonier­en nur mit Freisprech­anlage gestattet. Fungiert ein Smartphone als GPS-System, muss es mit bestimmten Halterunge­n fix befestigt sein. „Zum Einstellen des Geräts muss selbstvers­tändlich angehalten werden“, ergänzt Mann.

Die unverhofft­e rechtliche Frage nach dem Filmen am Steuer wird bei der Legislativ­e wohl noch öfter gestellt werden müssen. „Derweil darf der Beifahrer die Landschaft während des Fahrens noch für private Zwecke filmen“, erklärt Mann. Die filmische Aufzeichnu­ng der

Auf Österreich­s Straßen darf nur die

Polizei filmen.

Stefan Mann, Leiter der Rechtsabte­ilung

des ARBÖ

Straßensit­uation ist aber auch ihm untersagt. Ob ein generelles Verbot kommt, ist unklar. Am Steuer ist jeglicher Gebrauch eines Smartphone­s ohnehin verboten, doch auch Mitfahrend­e sind dazu angehalten, den Fahrer vom Filmen abzuhalten und diesen auf die Gefahren aufmerksam zu machen.

Besonders hart greift seit Kurzem die italienisc­he Behörde durch: Wer auf Italiens Stra- am Steuer mit Smartphone hantiert, muss mit Führersche­inentzug von bis zu sechs Monaten rechnen.

Aber auch Deutschlan­d macht Ernst: Die bayrische Polizei hat gestern 20 Schaulusti­ge zur Kasse gebeten, weil sie bei einem Unfall die Rettungskr­äfte behindert haben, indem sie die Unfallstel­le mit ihren Handys filmten und Fotos machten.

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Beifahrern ist das Filmen der Landschaft für private Zwecke gestattet, Rettungskr­äfte dürfen aber nicht behindert werden
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