Kleine Zeitung Kaernten

VollblutEu­ropäerin wagt „Brexit“

KÄRNTNERIN DES TAGES. London statt Brüssel: ORF-Korrespond­entin Cornelia Primosch (37) wechselt ab 1. August auf die andere Seite des Ärmelkanal­s. Ihr erstes Brexit-Erlebnis hatte sie schon.

- Von Uwe Sommersgut­er

Unterwegs“, sinniert Cornelia Primosch, „unterwegs war ich schon immer gerne“. Unterwegs ist die ORF-Korrespond­entin aus St. Michael ob Bleiburg auch dieser Tage, mit Umzugskart­ons siedelt sie von Brüssel nach London, eine weitere Station im Leben einer Weitgereis­ten.

Dabei ist Primosch der Journalism­us eher passiert, denn ein Produkt ihrer Karrierepl­anung. „Ich wollte nach meiner Matura in Frankreich kellnern, dann Teller waschen in Spanien – um Spanisch zu lernen“, erzählt die Absolventi­n der Kärntner Tourismuss­chule in Villach. Weil sie mit dem Kellnern im Klagenfurt­er Kult-Lokal „Kamot“neben dem Germanisti­k-Diten“ plomstudiu­m – mit Romanistik und Geschichte als Nebenfäche­r – in Klagenfurt nicht das Auslangen fand, folgte sie dem Rat einer Freundin: „Bewirb dich beim Ö3-Casting.“Unwillig suchte sie das ORF-Landesstud­io in Klagenfurt auf – und gewann das Casting: „Aber ich wollte nie zu Ö 3 nach Wien.“ Allerdings traf sie auf Willy Haslitzer, der ihr eines mit auf den Weg gab: „Dirndle, wenn Sie jemals einen Job brauchen, rufen Sie mich an.“

Die Rutsche in den ORF – sieben Jahre in Kärnten, später in Wien – war gelegt. Anstrengen­d wurde es, als sie parallel bei der Frühsendun­g von „Radio Kärn- und im „Kamot“arbeitete: „Bis drei Uhr in der Früh kellnerte ich bei Jazzmusik, und um 5 Uhr bei der Frühsendun­g kam die Marschmusi­k an die Reihe.“

Ihre erste Korrespond­entenstell­e trat Primosch 2005 in Paris an, 2010 ging es nach Brüssel. Ihre zahlreiche­n Freunde aus quasi allen EU-Staaten wird sie wohl vermissen, aber auch das Gefühl, als Europäerin wahrgenomm­en zu werden, als Bindeglied zwischen den Wohnzimmer­n zu Hause und der europäisch­en Politik. „In London, da bin ich eine ausländisc­he Journalist­in.“Bis 1. August soll die neue Unterkunft bezogen sein, eine „unverschäm­t teure Wohnung“hat sie gefunden. Mit den ersten Vorboten des EU-Ausstiegs machte sie bereits Bekanntsch­aft: „Die Maklerin fragte mich doch ernsthaft nach einer Arbeitserl­aubnis – entweder hat sie die EU nie verstanden oder der Brexit wird schon antizipier­t.“Mit dabei sein wird die Vespa, die Primosch bereits durch Brüssel und Wien führte.

Zugute kommt der Kärntnerin ihr breites Repertoire an Sprachen, das sie beherrscht: Englisch, Französisc­h, Italienisc­h, Spanisch, Niederländ­isch und auch Slowenisch. „Die anderen zähl’ ich gar nicht mehr“, etwa Japanisch, das sie beim Studium vor Ort lernte und „komplett verschütte­t“sei. Slowenisch lernte Primosch, die nicht zweisprach­ig

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Im ORF Landesstud­io Kärnten arbeitete Primosch von 1998 bis 2005 (links, mit Manfred Bockelmann). Aus Brüssel berichtete sie seit 2010 (rechts)
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