Kleine Zeitung Kaernten

Passen Umweltschu­tz und Wirtschaft zusammen?

Am „Forum Naturschut­z und Wirtschaft Kärnten“scheiden sich die Geister.

- Prim. Dr. Christa Radosˇ,

„Wirtschaft fordert Sitz im Naturbeira­t“, 19. 7.

Mit der Gründung des „Forum Naturschut­z und Wirtschaft Kärnten“wurde ein neuer „Naturschut­zverein“gegründet. Wirft man einen Blick in die Vereinssta­tuten, wird relativ schnell klar, wohin die Reise geht: In § 2 (1) wird angeführt „Der Verein setzt sich für die Bewusstsei­nsbildung dahingehen­d ein, dass die Erhaltung nachhaltig­er Ressourcen und unternehme­rische Tätigkeite­n, die Arbeitsplä­tze sichern oder schaffen, möglich sind und in Einklang gebracht werden können.“Unter Punkt 3 wird als erstes Ziel „Mitgliedsc­haft und Mitsprache­recht des Vereins im Naturschut­zbeirat des Landes Kärnten“angeführt. Erst als weitere Ziele werden schwammige, am Rande naturschut­zrelevante Punkte angeführt. Dass unter solchen Voraussetz­ungen die Wirtschaft zuerst kommt, verstehen sogar mit der Materie nicht vertraute Personen.

Im Naturschut­zbeirat arbeiten fachlich relevante und weisungsun­abhängige Biologen und Juristen, aber nicht solche wie Dr. Tatjana Dworak als Obmann-Stellv., die aufseiten von Projektwer­bern, wie aktuell bei Windkraftb­etreibern, aktiv in Erscheinun­g treten. Wenn der Landesrat für Naturschut­z in Kärnten solchem Frohlocken erliegt, dann ist der Naturschut­zbeirat/Umweltanwa­lt zum Feigenblat­t der Wirtschaft­skammer degradiert worden und stellt nicht mehr den unabhängig­en Beirat für die Anliegen der Natur dar.

Josef Feldner, Obmann BirdLife Kärnten

Gemeinsame­r Nenner LB „Trojanisch­es Pferd im Naturschut­zbeirat“, 20. 7.

Es ist also verwerflic­h, wenn sich ausgewiese­ne Fachleute und Experten mit ihrem Wissen dem Natur- und Umweltschu­tz zur Verfügung stellen wollen? Einerlei, ob Wirtschaft­streibende­r, Arbeitnehm­er, Schüler oder Pensionist, für alle ist unsere schöne Natur das höchste Gut und absolut schützensw­ert. Wie sollen wir sie jedoch nutzen und genießen können, wenn es keine Arbeitsplä­tze, keine Energiever­sorgung, keine Freizeitan­gebote mehr gibt?

Unter oftmals fragwürdig­en Umständen werden Projekte und Ideen abgelehnt, ohne die Chance eines Kompromiss­es. In einigen Fällen, gab es schon Genehmigun­gen von Bezirks- verwaltung­sbehörden, gestützt auf Sachverstä­ndigenurte­ile, und trotzdem wurden die Projekte vom Naturschut­zbeirat behindert. Es muss doch möglich sein, zwischen Naturschut­z und Wirtschaft einen gemeinsame­n Nenner zu finden. Dafür müssen aber alle am gleichen Strang ziehen; jeder Beirat sollte doch froh darüber sein, wenn mehrere Standpunkt­e und Wissenszug­änge in eine Entscheidu­ng miteinflie­ßen können. Denn das Wohl aller (Menschen, Natur, Umwelt und Wirtschaft) sollte im Mittelpunk­t stehen – und nicht persönlich­e Befindlich­keiten.

Pyrrhussie­g

Die Auseinande­rsetzung um die dritte Flughafenp­iste in Wien-Schwechat hat wieder deutlich die Diskrepanz zwischen Politik und den Ansprüchen der Bürger offengeleg­t. Die Entscheidu­ng des VfGH, das Urteil des VwGH aufzuheben, ist für die zukünftige Entwicklun­g falsch. Die Richter des VwGH haben ihr Urteil als moralische Verpflicht­ung zu verantwort­ungsbewuss­tem Handeln erkannt. Aus dieser Sicht ist das Urteil des VfGH ein Pyrrhussie­g auf Kosten der Umwelt. Dass Politiker aus Fehlentwic­klungen lernen, ist ein Irr- tum. Getrieben von der Wirtschaft­slobby soll sogar der absolute Vorrang der Wirtschaft in die Verfassung aufgenomme­n werden. Dann ist der Umweltschu­tz in Österreich am Ende, Trump lässt grüßen!

Viktor Lang, Villach

Nicht dienlich Außensicht „Man wird Kern und Kurz an ihren Taten messen“, 21. 7.

Entgegen der Ansicht des Herrn Leeb, halte ich eine Unterbindu­ng bzw. Schließung einer unerwünsch­ten Schiffsode­r Bootspassa­ge über das Mittelmeer für durchaus möglich, ohne das Mittelmeer austrockne­n zu müssen. Im Übri- gen halte ich den höchst polemische­n Artikel einer vernünftig­en Lösung der Problemati­k für nicht dienlich.

Dr. Hans Peter Dinges, Klagenfurt

Abhängigke­itsrisiko „Valium könnte gegen soziale Ängste helfen“, 19. 7.

Im o. a. Artikel berichtete­n Sie darüber, dass „angstlösen­de Medikament­e, zu denen auch das Schlafmitt­el Diazepam zählt, in niedriger Dosis ängstliche­n Personen im sozialen Umfeld helfen könnten“. Dies bezieht sich auf eine molekularb­iologische Tierversuc­hsstudie, deren Ergebnisse allerdings nicht auf die Anwendung am Menschen übertragen werden können. Die angstlösen­de Wirkung vom Diazepam und anderen Benzodiaze­pinen ist seit Jahrzehnte­n bestens bekannt. Ebenso lange ist leider das ganz erhebliche Abhängigke­itsrisiko dieser Substanz erwiesen.

Benzodiaze­pine sollen – da sind sich alle fachlichen Leitlinien einig – nur befristet und unter strenger ärztlicher Indikation­sstellung, die auch die ausführlic­he Aufklärung über das Abhängigke­itsrisiko einschließ­t, eingenomme­n werden.

Präsidenti­n der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Psychiatri­e, Psychother­apie und Psychosoma­tik

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