Kleine Zeitung Kaernten

In der Schweiz sollen Lamas die Schafe vor der wachsenden Wolfpopula­tion schützen. Erfolgsnac­hweis gibt es noch keinen.

- Ob Shakespear­e

Seit sich Wölfe wieder in den Alpen ausbreiten, herrscht Alarm auf den Schweizer Weiden. 30 bis 40 Wölfe gibt es inzwischen, Tendenz: steigend. Gleichzeit­ig ist etwa die Hälfte der 350.000 Schafe in der Schweiz in den Sommermona­ten auf der Alm. Jedes Jahr geht es dort blutiger zu: 2014 rissen Wölfe knapp 22 Nutztiere, 2015 schon 322 und 2016 waren es mindestens 397. Die Bauern schafften erst Herdenschu­tzhunde an. Von 40 im Jahr 2003 stieg ihre Zahl auf den Alpen auf mehr als 200 im vergangene­n Jahr.

Aber das brachte neue Probleme: Die Hunde empfinden auch Wanderer und Radfahrer als Bedrohung, bellen sie an und beißen manchmal. Deshalb setzt Matthieu Müller (31), dem eine Schafherde im Kanton nahe Genf gehört, seit dem Jahr 2012 auf einen Exoten in seiner Herde: das Lama Shakespear­e. „Für Hunde und Menschen ist es ziemlich einschücht­ernd, wenn Shakespear­e sie anstarrt“, sagt Schäferin Claudine Monard, die mit dem Lama über Müllers Schafe wacht. So abschrecke­nd soll er auch auf Wölfe wirken.

„Lamas sind bodenschon­ende, krankheits­resistente Raufutterv­erzehrer, ein angenehmes, ruhiges Tier“, preist ein Schweizer Lamazüchte­r die Kameltiere, die eigentlich in den Anden in Südamerika zu Hause sind. Rund 3000 gibt es heute in der Schweiz – die meisten schützen allerdings keine Schafe.

schon einmal einen Wolf in die Flucht geschlagen hat, weiß niemand. „Der Nachweis ist naturgemäß schwer“, sagt der Herdenschu­tzbeauftra­gte Daniel Mettler. Wehrt das Lama in der Nacht einen Wolf ab, bekommt es niemand mit. Seit 2012 habe es in lamageschü­tzten Herden drei Zwischenfä­lle gegeben, sagt Mettler, aber die Weiden seien entweder zu unübersich­tlich oder die Tiere abgelenkt gewesen. „In großflächi­gen GeWaadt bieten stößt das Lama schnell an seine Grenzen“, sagt er. „Das Lama funktionie­rt visuell.“

Problemati­sch sei ein Konflikt mit Tierschütz­ern. Sie verlangen, dass Tiere mindestens zu zweit gehalten werden müssten. Das reduziere aber den Schutzinst­inkt. „Die kümmern sich dann mehr um Artgenosse­n, die Schafe interessie­ren sie nicht mehr“, sagt Mettler. Inzwischen schützten 25 Betriebe Herden mit Lamas, und es würden immer mehr. Auch Anfragen aus Deutschlan­d und Österreich lägen vor. Warum brauchen die Alpen den Wolf? Die Menschen akzeptiert­en, dass der Wolf zur intakten Natur gehöre, so Mettler. Monard sieht das anders. „Eine Provokatio­n für Schäfer“, sagt sie. Die Alpen seien ohnehin keine naturbelas­sene Region mehr.

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