Charismatiker mit Hypnosefähigkeiten
Der Züricher Philippe Jordan (42) dirigiert zum zweiten Mal in Bayreuth.
Der heutige Auftakt der Bayreuther Festspiele wird mit besonderer Spannung erwartet. Denn mit Barrie Kosky, dem Intendanten der Komischen Oper Berlin, inszeniert erstmals ein jüdischer Regisseur auf dem Grünen Hügel. Und der 50-jährige Australier wurde ausgerechnet für „Die Meistersinger von Nürnberg“engagiert, jene Wagner-Oper, die wie keine andere von den Nazis vereinnahmt wurde.
Philippe Jordan schätzt Kosky als „Theatermann mit Geist und Witz“, wie er der Deutschen Presseagentur im Vorfeld sagte, „und wir hatten auch wahnsinnig viel Spaß bei den Proben“. Für den Schweizer Dirigenten, der vor fünf Jahren mit dem „Parsifal“in Bayreuth debütierte, sind die „Meistersinger“einerseits „Wagners schwierigstes Stück“, andererseits sieht er den viereinhalb Stunden dauernden Dreiakter von 1868 aber „als feine Komödie, ich behaupte, es ist die beste deutsche Komödie, die je geschrieben wurde“.
Jordan gelang nach seinen Studien in Zürich (u. a. auch Komposition) ein Raketenstart als Dirigent. 1998 bis 2002 war er an der Staatsoper Unter den Linden Berlin etwa als Assistent von Daniel Barenboim tätig, mit erst 27 Jahren wurde er für vier Jahre Chefdirigent der Grazer Oper. Seine präzise Arbeit und die hypnotische Wirkung am Pult machten ihn bald von der Wiener Staatsoper über den Covent Garden in London bis zur Met in New York an allen ersten Adressen begehrt. Seit 2009/ 10 ist Philippe Jordan musikalischer Direktor der Opéra national de Paris, seit Herbst 2014 Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Weitere Höhenflüge des Charismatikers sind garantiert.
Siehe auch Kultur & Medien, Seiten 52/53