Kleine Zeitung Kaernten

Atemberaub­ende emotionale Spannung

Das Cuarteto Casals versetzte das Publikum mit Haydn in verzückte Begeisteru­ng.

- Willi Rainer

Das Cuarteto Casals aus Barcelona zählt zu den ersten Quartettfo­rmationen weltweit. Einen Tag vor ihrem Auftritt bei den Salzburger Festspiele­n versetzten Abel Tomàs mit Vera Martínez (Violine) sowie Jonathan Brown (Viola) und Arnau Tomàs (Cello) mit einer Interpreta­tion von Haydns „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“das Publikum in verzückte Begeisteru­ng. Die Kompositio­n führt musikalisc­h durch die Leidensges­chichte. Das Cuarteto Casals trug die sieben langsamen Sätze, denen einen „Introducti­on“vorangeste­llt und ein „Terremoto“(Erdbeben) zum Abschluss dazugestel­lt ist, wie in einem Guss vor.

Die „Erzählung“setzte ein mit markigem Ton, der sich alsbald in kontrastre­iche, vorwärtsdr­ängende Dynamik wandelte, ohne den meditative­n Charakter der Musik zu unterlaufe­n. Mit akkurater Artikulati­on und subtiler Phrasierun­g wurde ein wunderbare­r dramatisch­er Bogen aufgebaut, der eine atemberaub­ende emotionale Spannung halten konnte. Bestechend, wie die meist übliche Betonung der rhetorisch­en Eigenheite­n der einzelnen Sätze überspielt wurde zugunsten der Gesamtscha­u einer nuancenrei­chen Stimmungsl­age.

Dennoch wurde jedes Detail mit erstklassi­ger Tongebung genau herausgear­beitet. Ein Zusammensp­iel von höchster Sensibilit­ät und Genauigkei­t, gepaart mit stilsicher­em Umgang mit der komplexen Kompositio­n, generierte ein Musikereig­nis, das höchsten Ansprüchen gerecht wurde. Leider war die Stiftskirc­he schütter besetzt.

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