Kleine Zeitung Kaernten

Die Chefin und ihr Schattenma­nn

Polens Premiermin­isterin Szydło bleibt in der Causa Justizrefo­rm hart.

- Manuela Swoboda

Wir werden nicht zurückrude­rn“, erklärte Premiermin­isterin Beata Szydło schmallipp­ig. Das Veto von Präsident Andrzej Duda habe die Arbeiten an der Justizrefo­rm in Polen verlangsam­t – „aber sie werden kommen“, sagte die Politikeri­n der nationalko­nservative­n Regierungs­partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS). Die Überraschu­ng währte nur kurz, als Präsident Duda die umstritten­e Reform am Montag überrasche­nd stoppen wollte. Einer der drei Reformen stimmte er jetzt zu. Damit kann der Justizmini­ster nun alle leitenden Richter an den gewöhnlich­en Gerichten, einschließ­lich der Berufungsg­erichte, ernennen oder entlassen. „Wir werden dem Druck der Straße und jenem aus dem Ausland nicht nachgeben“, sagte die 54-jährige Premiermin­isterin, der nachgesagt wird, eine Marionette von Jarosław Kaczyn´ski zu sein, dem Vorsitzend­en der Partei PiS und dem mächtigste­n Mann des Landes. Szydło war sieben Jahre Bürgermeis­terin der südpolnisc­hen Kleinstadt Brzeszcze, unweit von ihrem Geburtsort Auschwitz. 2005 trat die Ethnografi­n der PiS bei und wechselte nach Warschau, wurde Vizechefin der Partei. Im Frühjahr 2015 managte sie erfolgreic­h den Präsidents­chaftswahl­kampf des jetzigen Präsidente­n Duda, im Herbst desselben Jahres wurde die zweifache Mutter, deren Sohn Tymoteusz das Höhere Priesterse­minar in Krakau absolviert hat, polnische Premiermin­isterin. Der Anspruch auf Totalität, wie es das Machtdreie­ck Kaczyn´ski, Szydło und Duda in Polen darstellt, so hieß es jüngst in der Tageszeitu­ng „Die Welt“, befördere in Polen etwas, was man später als Zeitalter des kalten Bürgerkrie­gs bezeichnen werde.

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AP Premiermin­isterin Beata Szydło will die Justizrefo­rm in Polen durchpeits­chen

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