Kleine Zeitung Kaernten

Einkehr der Vernunft

Aber die Gefahr für Netanjahu ist nicht vorbei.

- Gil Yaron, Tel Aviv

Noch vor Kurzem hieß es in Jerusalem, die Metalldete­ktoren, die Israels Polizei vor mehr als einer Woche an den Eingängen des Tempelberg­s installier­te, seien notwendig, um die Sicherheit am heiligsten Ort im Heiligen Land zu gewährleis­ten. Seither waren rund um die Uhr Tausende Polizisten und Soldaten im Einsatz, um der Unruhen in Jerusalem und im Westjordan­land Herr zu werden. Fünf Israelis, sieben Palästinen­ser und zwei Jordanier wurden seit Beginn der Krise getötet, die zuletzt sogar die strategisc­h wichtigen Beziehunge­n zu Jordanien bedrohten. Doch in den Morgenstun­den wurden die unabdingba­ren Detektoren wieder demontiert, nachdem Netanjahus Kabinett in der Nacht eine Kehrtwende vollzog. Vor allem der Druck des jordanisch­en Königs Abdullahs II., der Israels Botschafts­personal in Amman als Faustpfand für ein Zugeständn­is festhielt, zwang Netanjahu in die Knie.

D ennoch ist es zu früh, um Entwarnung zu geben. Der Zwist um den heikelsten Ort in Nahost ist noch lange nicht beigelegt. Denn arabische Organisati­onen haben bereits Widerstand angemeldet, weil die Kameras aus ihrer Sicht ebenfalls eine Änderung des Status quo in der Altstadt zugunsten israelisch­er Kontrolle darstellen. Netanjahu droht nun eine Krise daheim. Sein Rückzug am heiligsten Ort des Judentums hat seine rechten Koalitions­partner gegen ihn aufgebrach­t. Armee und Geheimdien­st hatten dazu geraten, die Detektoren abzubauen, um das Gewaltpote­nzial zu verringern. Es könnte das Gegenteil bewirken.

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