Deutschland sucht den Super-Prolo
Chaos-Truppe mit Migrationshintergrund: „Achtung Deutsch“bietet Boulevardtheater mit Tiefgang.
Das ist ja „typisch deutsch!“Wer kennt ihn nicht diesen Stoßseufzer? Oder den: „Ihr Ösis!“Kaum Widerspruch hört man auch bei Aussagen wie „Ihr Araber habt eine verschlagene Art, auf die wir Deutschen immer wieder reinfallen“. Ja, eh. Klischees.
Wie unverkrampft und treffsicher man mit dem Thema nationale Vorurteile umgehen kann, illustriert die BoulevardKomödie „Achtung Deutsch“des Vorarlberger Autors Stefan Vögel, die derzeit in Spittal zu sehen ist. Die Lust an der Pointe ist dabei für das motivierte Ensemble so groß, dass der Text gelegentlich sogar stockt, weil die Schauspieler das Grinsen kaum unterdrücken können.
Vier Studenten einer Multikulti-Patchwork-WG versuchen einem Kontrollor der Genossenschaft eine deutsche Familie vorzuspielen, damit sie ihre Sozialwohnung nicht verlieren. Hauptmieter Henrik (Benedikt Uy) verabschiedete sich in den Urlaub, Tarik, der syrische Germanistik-Student ist „deutscher als alle Deutschen zusammen“und bangt um seine Einbürgerung (Markus Tavakoli). Er, der Einzige der akzentfrei Deutsch spricht, organisiert diese „Fa- milie“, die in einer Doku-Soap à la „Deutschland sucht den Super-Prolo“bestehen können sollte: Die freizügige Französin Virginie wird zur Wurst bratenden Hausfrau in Kittelschürze (Sonja Kreibich), der aufbrausende Italiener Enzo zum Muttersöhnchen (Florian Graf ) und der verkaterte Wiener Rudi zum einfältigen Sohn (Ferdinand Kopeinig): „I bin der Anzige von euch, der Deutsch kann, und i soll die Papp’n halten?“
Geschwiegen wird nicht in dieser temporeichen Inszenierung von Christine Wipplinger, die Kostümwechsel am Bühnenrand sowie Saxofonist Paul Neidhart mitspielen lässt. Diese Chaos-Truppe mit Migrationshintergrund jongliert beherzt mit Vorurteilen – und hat die Lacher auf ihrer Seite. Typisch Porcia eben.