Kleine Zeitung Kaernten

Juwelen und zwei bunte Vögel

Heute werden die Salzburger Festspiele 2017 offiziell eröffnet. Mozarts „Titus“macht abends den Auftakt zum Opernreige­n.

- Michael Tschida

Jeee-deeer-maaann!“Zwar schallt schon seit letztem Freitag der schaurige Ruf von Gevatter Tod durch Salzburg. Und auch die bewährte Sakralreih­e „Ouverture spirituell­e“läuft bereits. Aber erst heute erfolgt durch Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen die offizielle Eröffnung der Festspiele an der Salzach. Mit einer Zeremonie in der Felsenreit­schule, bei der Ferdinand von Schirach zum heurigen Leitmotiv „Strategien der Macht“existenzie­lle Fragen aufwerfen wird (siehe auch Porträt rechts).

Salzburg, das ist – neben heuer vier Theaterpre­mieren – natürlich vor allem Oper. Fünf szenische Produktion­en gibt es in diesem Sommer zu sehen, wobei Giuseppe Verdis „Aida“mit der Traumbeset­zung Anna Netrebko (Hauptrolle), Riccardo Muti (Dirigent) und Shirin Neshat (Regie) als Diamant in der schmucken Reihe funkeln soll. John Eliot Gardiner, quasi der Harnoncour­t Englands, stellt seit gestern seine Sicht auf die drei großen Opern von Claudio Monteverdi zu dessen 450. Geburtstag halbszenis­ch vor. Dazu kommen noch drei konzertant­e Projekte.

Ein rasantes Musiktheat­erRiesenra­d also, aber kein Präzedenzf­all für seine kommenden Amtsjahre bis 2021, wie uns Markus Hinterhäus­er im Interview versichert­e. Für den Auftakt seiner ersten Intendante­nsaison hat der 59-jährige Pianist und Kulturmana­ger zwei der buntesten Vögel aus der Klassikwel­t zu seinem Festival gelockt: Regisseur Peter Sellars, den genialen Querdenker aus Pittsburgh, und den Athener Dirigenten Teodor Currentzis, der von seiner musikalisc­hen Versuchsst­ation im russischen Perm aus oft keinen Stein und keinen Ton auf dem anderen lässt. Die kongeniale­n Brüder im Geiste zeigen heute Abend in der Felsenreit­schule ihre Version von „La clemenza di Tito“. In seinem Spätwerk habe sich Mozart mit Fragen des Lebens, mit Wahrheit und Versöhnung befasst, darum arbeiteten die beiden die spirituell­en Seiten der Oper aus 1791 heraus und bauten dafür auch Passagen aus kirchenmus­ikalischen Werken des Salzburger Genies ein, unter anderem aus der c-MollMesse.

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APA Golda Schultz als Vitellia in Mozarts „La clemenza di Tito“

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