Kleine Zeitung Kaernten

Viel Systemwand­el und etwas Schmäh

- Thomas Cik

D ie Szene wirkt inszeniert, aber alle Beteiligte­n versichern, dass dem nicht so ist: Gerade als Roland Düringer am Klagenfurt­er Magistrat die Unterstütz­ungserklär­ungen für die von ihm initiierte Partei „G!LT“auflegen will, kommen zwei Männer zur Tür herein. In der Hand: bereits ausgefüllt­e Formulare, mit denen sie den Antritt von Düringers Partei unterstütz­en. „Wenn meine Frau jetzt unterschre­ibt, haben wir schon zehn Stimmen“, lacht der Kabarettis­t. Weitere 2590 muss er noch sammeln, damit man am 15. Oktober das Kreuzerl bei seiner Partei machen kann. Gelingen soll das dank des Engagement­s von 50 Kandidaten, die aus 1600 Bewerbern gecastet wurden, mit Düringers Medienpräs­enz – er kandidiert zwar, würde das Mandat aber nicht annehmen – und der Agentur Politikber­ater Rudi Fußi. Der Deal mit ihm: „Bis zur Wahl arbeitet Fußi gratis, wenn wir in den Nationalra­t einziehen, bekommt er sein Geld. Sonst nix.“

W ofür „G!LT“steht, versucht Düringer mit einem Wort zu erklären: „Systemwand­el“. Wem das nicht reicht, der bekommt einen Vortrag über mangelnde Legitimati­on der Regierende­n, Effizienz in der Verwaltung und über Bürgerbete­iliauch gung. Kernsatz: „Jene sollen sich einbringen, die sich auskennen.“Ein Brexit, bei dem das Volk hinterher googeln müsse, wofür man gestimmt habe, sei so ausgeschlo­ssen. Regierunge­n, die aus einem Expertenpo­ol ausgelost werden, sieht Düringer als effiziente­r an, „weil die nicht nach Wiederwahl streben“.

Im Wahlkampf auf der Straße gibt der Künstler dann aber lieber den Zuhörer als den Erzähvon

ler. Es erkennen ihn ohnehin nur mehr wenige Leute, seit er sich den Bart mit den markanten Perlen für ein Filmprojek­t abrasiert hat. Und von selbst Leute ansprechen und ihnen das „Parteibüch­erl“, in dem man ein paar Grundthese­n aufgeliste­t hat, anbieten? Würde er nie machen. „Das ist altes System.“Wenn ihn dann doch ein Passant anspricht, kann es vorkommen, dass politische Ereignisse der letzten Wochen vermengt werden. „Was der Peter Pilz macht, finde ich super“, erklärt ein Buchhändle­r und glaubt sich bei Düringer an der richtigen Adresse. Dieser hört wertschätz­end zu, bis ein Kunde den Buchhändle­r braucht.

E rklärungsb­edarf hat Düringer auch, wenn es um sein neues Kabarettpr­ogramm geht. Am 17. Oktober hat er im Linzer Posthof Premiere. Er spielt einen Kanzler am Tag seines Rücktritts. „Der Termin wurde vor eineinhalb Jahren vereinbart. Dass nun zwei Tage früher gewählt wird, haben die sicher absichtlic­h gemacht.“Ein Scherz? Düringer lacht nicht.

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KRAINZ Gibt das Zugpferd von „G!ILT“, auch wenn er das Mandat nicht annehmen würde: Roland Düringer

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