Kleine Zeitung Kaernten

Ein vielseitig­er Musketier

Alexander Antonitsch (51), der ehemalige Villacher Tennisprof­i, ist seit sieben Jahren Turnierdir­ektor der „Generali Open“in Kitzbühel, wo morgen der Hauptbewer­b beginnt.

- Von Denise Maryodnig

Seit bereits sieben Jahren hat beim ATP-Tennisturn­ier in Kitzbühel Turnierdir­ektor Alexander Antonitsch das Zepter in der Hand. Die Geschichte, wie es dazu gekommen ist, dauert aber länger.

„Bub, halt die Ohren steif. Wenn du Tennisprof­i werden willst, musst du nach Wien.“Diesen Satz des damaligen Präsidente­n Heinz Herbst, nahm sich der Villacher zu Herzen. „Ich war ein kleiner Spätzünder, habe mit neun in Landskron und in Annenheim auf dem Tennisplat­z meines Vaters begonnen. Der erste Verein war der VSV und als es ernst wurde, ging ich in die Südstadt nach Wien.“Kein leichtes Unterfange­n eines 14-jährigen Jungen in der Pubertät. „Das war eine enorme Umstellung.“

Sein damaliger Trainer Stan Franker, der maßgeblich am Aufbau des österreich­ischen Tennisport­s beteiligt war, führte ein strenges Regime. Die Schule wurde abgebroche­n, der Fokus auf den Tennisspor­t gelegt. Antonitsch hat ohne Ausstadion, alles auf eine Karte gesetzt. „Das hängt mir noch nach, deshalb schaue ich, dass bei meinen Kindern beides möglich ist.“

Thomas Muster, Horst Skoff und eben Antonitsch, besser bekannt als die drei Musketiere, hielten diesen immensen Druck stand und wurden auf die Tour „losgelasse­n“. „Das war eine coole Zeit. Wir waren vier Monate in Nord- und Südamerika, sehr erfolgreic­h. Das war die längste U18-Tour. Zäh, aber eine Erinnerung, die ewig bleibt.“Antonitsch lernte früh, selbststän­dig zu sein, eine Zeit, die ihn prägte. Es dauerte nicht lange und der vierfache ATP-Turniersie­ger im Doppel wurde für das Daviscupte­am nominiert – als 18-Jähriger feierte er sein Debüt. 1985 holte Antonitsch seinen ersten Doppeltite­l auf der ATP-Tour, doch während Muster und Skoff schnell den Weg an die Spitze schafften, brauchte der Villacher etwas Anlaufzeit, aber Position 40 im Einzel als Karrierehö­hepunkt kann sich mehr als sehen lassen.

Eine schwere Verletzung am warf den Linkshände­r, der mit rechts Tennis spielt, 1990 aus der Bahn. „Insgesamt wurde ich elf Mal in meiner Karriere operiert, war somit lange außer Gefecht.“Dieser Rückschlag war mit schuld, weshalb er seine Profikarri­ere mit nur 30 Jahren, heutzutage im besten Alter, beendete. „Da gab es eine legendäre Exhibition mit Becker, Noah und Stich.“

Das 90er-Jahr bezeichnet er als sein „bestes“, auch wenn er nach Wimbledon eine Zwangspaus­e einlegen musste. „Es wäre damals viel mehr drin gewesen.“Der Moment im Praterbild­ung Daviscup-Semifinale gegen die USA, war sein absoluter Höhepunkt. „Da hatte ich Gänsehaut von der Hymne weg. Und nicht zu vergessen, unsere Hochzeitsr­eise nach Kanada mit dem Daviscupte­am. Dort war ich am erfolgreic­hsten“, schwärmt Antonitsch von seiner besseren Hälfte Karin. „Wir feiern am 12. September unseren 25. Hochzeitst­ag.“

Sport haben selbstvers­tändlich auch seine Kinder im Blut. Während Tochter Mira (18) in die Fußstapfen des Papas treten will, verstärkt Sohn Sam (21) den VSV auf dem Eis. „Das freut die Großeltern, die ihn jetzt öfUnterarm

ter sehen und auch ich bin sehr froh, dass Sam für die Adler spielt. Was viele nicht wissen, ist, dass Mira zwei Jahre lang Eishockey-Torfrau war. Wir haben einen eigenen Verein mit den Vienna Tigers gegründet und haben seit neun Jahren die Okanagan-Hockey-Akademie in St. Pölten mit über 80 Kindern aus 17 Nationen“, erzählt Antonitsch, der gern selbst Eishackler werden wollte: „Mein Papa war als Gründungsm­itglied beim VSV dabei und so war ich immer mittendrin. Es gibt nur Blau-Weiß. Das hat man in der DNA oder eben nicht.“Daher resultiert die Pas- sion zum Kommentier­en, „denn Sepp Koutny war der erste Sportrepor­ter, den ich über die Schulter schauen durfte, und dann folgte Willi Haslitzer.“

Für Eurosport ist Antonitsch seit 2013 als Co-Kommentato­r tätig. „Mir wurde gesagt: Red’, wie dir der Schnabel gewachsen ist. Gerhard Zimmer war ein grandioser Lehrmeiste­r, der mich zurechtgew­iesen hat. Kommentier­en macht Spaß.“Vor sieben Jahren rief er das Portal „tennisnet.com“ins Leben. „Zu Wimbledon haben wir 5,4 Millionen Leute über unsere Kanäle erreicht, absoluter Rekord.“

Seit gestern dreht sich für ihn alles um die „Generali Open“in Kitzbühel. „Wir sind im siebenten Jahr, haben ein Spitzentea­m, bis 2025 ist das Turnier gesichert. Mein emotionals­ter Augenblick in Kitzbühel war dieser, als letztes Jahr Dominic Thiem auf dem Centercour­t spielte und das Stadion ausverkauf­t war“, verrät Antonitsch, der trotz seines frühen „Verschwind­ens“stolz auf seine Heimat ist: „Das Herz hängt immer an Kärnten. Als ich nach langer Zeit den Kirchtag und Villacher Fasching wieder besucht habe, ist mir klar geworden, wie schön es hier ist.“

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KK/PRIVAT, GEPA (4)
Gejubelt wurde beim Daviscup mit Thomas Muster. Familiense­lfie mit Frau Karin, Tochter Mira und Sohn Sam. Der Villacher ist ein eingefleis­chter VSV-Fan KK/PRIVAT, GEPA (4)
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Der KitzbühelT­urnierdire­ktor hält die begehrte Gams, die Siegertrop­häe in der Hand

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