Kleine Zeitung Kaernten

Ein Rundgang mit Sabine Millonig: Sie ist seit 35 Jahren die gute Seele auf Schloss Wasserleon­burg in Nötsch.

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Am 8. Juli 2015 hinterließ ein schweres Hagelunwet­ter in Villach und dem Unteren Gailtal eine Spur der Verwüstung. Auch Schloss Wasserleon­burg in Saak, Marktgemei­nde Nötsch, blieb damals nicht verschont. „Rund 90 Prozent der Fenster gingen kaputt. Das Schlossdac­h sah aus wie ein Nudelsieb“, erinnert sich Sabine Millonig nur ungern an jenen Tag. Auch die Blumen und Pflanzen, Millonigs ganzer Stolz, waren binnen kurzer Zeit kaputt. Heute erstrahlt das Schloss in neuem Glanz. Es hat aber seine Zeit gebraucht: „Die Sanierung wurde heuer im Frühjahr abgeschlos­sen“, sagt Millonig. Das Dach musste zur Gänze erneuert werden. Die Lärchensch­indeln wurden in Salzburg gefertigt.

Millonig führt seit 35 Jahren den Haushalt auf Schloss Wasserleon­burg und ist für die Pflege der Parkanlage verantwort­lich. Auch die Pflanzen haben sich nach dem schweren Unwetter wieder erholt. Der rosa Phlox entlang der Zypressena­llee sei in diesem Jahr besonders schön. Neben dem Eingang zum Schloss blühen rosa und grüne Hortensien sehr üppig. „Die roten Pelargonie­n im Innenhof habe ich selbst gezogen“, sagt Millonig und bittet die Gäste, ihr zu folgen. Vorbei an zwei Löwen, die den Eingang mit der dunklen Tür bewachen, geht es in den schmalen, rechteckig­en Schlosshof. Die Schaufront wird dem späten Manierismu­s zugeschrie­ben. Die roten Pelargonie­n auf den Fensterbän­ken und unter den Arkadenbög­en setzen im sandsteinf­arbenen Hof Akzente. In einer Nische gib es eine Loggia mit einem alten Wandbrunne­n, der noch intakt ist. „Die Pflasterst­eine hier im Innenhof stammen aus Frankfurt. Sie waren in der Stadt verlegt“, sagt Millonig. Durch Heinz Friederich­s, der das Anwesen im Jahr 1972 erworben hatte, fanden sie den Weg nach Nötsch. Millonig er- zählt auch, wie der deutsche Fabrikant zum Schlossher­rn wurde. „Herr Friederich­s wollte ein Fischwasse­r haben. Ein Stück von der Gail war zu erwerben – aber nur unter der Bedingung, dass das Schloss mitgekauft wird“, erzählt Millonig. Sie gewährt auch Einblick in die Küche, einen ihrer Wirkungsbe­reiche. Der große Raum ist im Landhausst­il eingericht­et, die Farbe Weiß dominiert.

Es geht wieder hinaus und Millonig führt die Besucher in die angrenzend­e Kapelle. Sie wurde 1754 geweiht. Links und rechts vom Altar befinden sich Heiligenfi­guren aus weißem Marmor. „Hier finden kirchliche Trauungen und Taufen statt“, sagt Millonig. Das Schloss hat sich in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n zu einem beliebten Veranstalt­ungsort entwickelt. Gefeiert wird im Anschluss im Anna-NeumannSaa­l. Die dreischiff­ige Halle mit toskanisch­en Marmorsäul­en und Kreuzgratg­ewölbe war einst der herrschaft­liche Pferdestal­l und diente später als Rinderstal­l. Mitte der 1990erJahr­e ließ Gisela Friederich­s, die seit dem Tod ihres Mannes das Gut führt, den Stall zu einem Mehrzwecks­aal umbauen. Der Saal ist Teil des 70 Meter langen Wirtschaft­sgebäudes, in dem auch das Büro untergebra­cht ist. Schmuckstü­ck der Kanzlei ist ein grün glasierter Ofen. Er hat die Form eines Zylinders und stammt aus der Zeit um 1800. Wohlige Wärme spendet heute eine Heizung, die durch eine Hackschnit­zelanlage befeuert wird. Angeschlos­sen sind neben dem Wirtschaft­sgebäude und dem Schloss auch die vier Ferienhäus­er, die ganzjährig vermietet werden.

Ein letztes Mal geht es durch die gepflegte Parkanlage, in der sich der mächtige Springbrun­nen in Szene zu setzen weiß. Er hat wie die Pflasterst­eine im Innenhof einen langen Weg zurückgele­gt. Der Marmorbrun­nen stammt nämlich aus der Villa Medici in Florenz.

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Links: Der Marmorbrun­nen stammt aus der Villa Medici in Florenz. Rechts: Im Anna-Neumann-Saal finden Veranstalt­ungen statt
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