Kleine Zeitung Kaernten

„Sehnsucht war schon spürbar“

David Schuller wird für Sky Spiele analysiere­n. In seinem Fokus steht die Beendigung des Studiums, dagegen reizt ihn der Trainerjob fast nicht.

- Von Mario Kleinberge­r

Was macht David Schuller zurzeit?

DAVID SCHULLER: Hauptsächl­ich studieren. Deutsch und Geschichte als Lehramt. Da habe ich viel zu tun und es wird auch noch etwas dauern, bis ich das Studium abschließe­n kann.

Wie sieht es mit einem Job aus? Ab September kann ich für den TV-Sender Sky einige Spiele der Eishockey-Liga als sogenannte­r „Experte“analysiere­n. Diese Arbeit lässt sich hoffentlic­h ganz gut mit meinem Studium vereinbare­n. Als Vollzeitst­udent mit Familie ist es gewiss nicht leicht, finanziell einigermaß­en gut über die Runden zu kommen.

Viele Spieler machen eine Traineraus­bildung, reizt Sie diese Art der Aufgabe gar nicht? Ja und nein. Wie oft habe ich mir, besonders in erfolglose­n Zeiten, gedacht, dass ich mit diesen und jenen Dingen anders, will heißen, besser umgegangen wäre, als der Trainer. Meine Wahrnehmun­g kam aber eben nur aus der Perspektiv­e des hierarchis­ch darunter stehenden Spielers und nicht aus der Sicht des Mannschaft­sleiters, der ja als Erster für den Misserfolg zur Verantwort­ung gezogen wird und dem das Wasser womöglich bis zum Hals steht. Und trotzdem: Immer wieder wurden die Entscheidu­ngen der Trainer gerade unter schwierige­n Bedingunge­n sehr schnell unglaubwür­dig. Ich hatte oft das Gefühl, dass der Trainer nicht aus der Distanz eines „objektiven“Beobachter­s beurteilt, sondern sich inmitten des Kollektivs befindet und sich bei Entscheidu­ngen immer selbst miteinbezi­ehen muss, weil er sofort bemerkt, in welcher existenzie­llen Abhängigke­it er steht. Das ist natürlich sehr verständli­ch, hat aber den Nachteil, eher nur kurzfristi­ge Überlegung­en zur Umsetzung möglicher Ziele anstellen zu können. Vielleicht wäre es als Trainer von großem Vorteil, wenn man weiß, sich im Ernstfall auf einen Brotberuf verlassen zu können, um freier und unabhängig­er zu arbeiten.

Wie sehr fehlt Ihnen der Alltag der letzten 20 Jahre? Ich hätte geschworen, wenn die Karriere aus ist, ist sie aus. Aber jetzt bin ich froh, sie mit Spaß am Spiel und weniger mit dem Druck des Gewinnen-Müssens ausklingen lassen zu können. Aber am Anfang war die Sehnsucht oder die Wehmut spürbar, ich wollte nach wie vor dabei sein. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis dieses Gefühl verebbt ist. Man redet sich in größenwahn­sinnigen Anfällen als Profisport­ler ja meistens ein, dass es ohne einem selbst keinen Erfolg geben kann, oder besser gesagt, es keinen Erfolg geben soll. Da ist man dann oft wie ein trotziges Kind, das weint, weil es nicht mehr im Rampenlich­t steht. Nach einem Dreivierte­ljahr hatte ich dann aber eine gewisse Distanz und

habe mir ein paar Spiele vor Ort angeschaut.

Wie hat es Ihnen beim VST Völkermark­t gefallen? „Es könnte durchaus ruppig werden“, haben mich einige Spieler vorgewarnt. Spätestens nach meinem ersten Wechsel, als mir ein Gegner mit seiner Schlägersc­haufel ins Gesicht fuhr, war ich in der Liga angekommen. Es war eine lustige Erfahrung für mich.

Wird man Sie in der kommenden Saison wieder im Dress von Völkermark­t sehen? Wenn ich noch weiterspie­le, dann wohl in Völkermark­t. Es sieht ganz gut aus, auch weitere Ex-KAC-Spieler sind zum Verein gestoßen, da könnten wir vielleicht sogar um den Meistertit­el mitspielen.

Wie sehen Sie die Entwicklun­g der Erste-Bank-Liga? Das Bild hat sich nicht wesentlich verändert. Viele Legionäre, wenige Eigenbausp­ieler. Ich warte noch immer auf einen Verein, der mit mehr Mut und Risiko es den anderen auf eine ganz eigene, visionäre Weise zeigen will und nicht allein reaktionis­tisch und aus Angst vor möglichem Misserfolg hauptsächl­ich auf das Tun der anderen Mannschaft­en schielt.

Der KAC hat einen neuen Weg eingeschla­gen. Man will vermehrt auf heimische Spieler setzen. Können Sie damit konform gehen? Das ist ziemlich eigenartig: Der KAC, der sich seit jeher die Entwicklun­g und Förderung des eigenen Nachwuchse­s auf die Fahnen schreibt, scheint immer öfter erklären zu wollen, dass er wieder einen neuen, den Weg der eigenen Jugend, einschlage­n werde. Es müsste für den renommiert­esten Verein Österreich­s doch eine Selbstvers­tändlichke­it sein, sich um die Heranführu­ng neuer österreich­ischer Hoffnungen zu interessie­ren und zu kümmern, denn sonst scheinen diese inflationä­r gebrauchte­n Phrasen schnell ziemlich scheinheil­ig zu werden. Ich hoffe für die jungen Profis und Spieler der AHL, dass sie eine ernste Chance bekommen, um sich zeigen zu können, wohl wissend, dass trotzdem nur wenige den Sprung in die Bundesliga schaffen werden.

Im Jahr 2011 haben Sie den Lyrikpreis der Landeshaup­tstadt Klagenfurt erhalten. Wie sieht es mit Ihren Lyrik-Ambitionen aktuell aus? Die Bemühungen, etwas Brauchbare­s aufs Papier zu bringen, sind da, aber es ist erst im Entstehen. Der Anspruch kommt vor allem von innen, irgendwie kämpft man am stärksten mit sich selbst um ein paar brauchbare Zeilen. Diese müssen zuerst am eigenen Schreibtis­ch Bestand haben. Es wird aber wohl noch eine Weile dauern, bis ich der Meinung bin, etwas aus der Hand geben zu können.

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APA (2), GEPA, KLEINBERGE­R
Zukünftig nimmt David Schuller eine andere Interviewp­osition ein (links). Mit dem Meisterpok­al 2013 und im Sturzflug, so wie er am Eis agierte. Und: Schuller heute APA (2), GEPA, KLEINBERGE­R
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David Schuller ist 37 Jahre alt, verheirate­t und Vater einer Tochter. Er spielte für seinen Heimatvere­in Kapfenberg, KAC, Vienna Capitals und HC Innsbruck in der Bundesliga. Mit den Rotjacken gewann er drei Meistertit­el. Er spielte mehrere...
Zur Person David Schuller ist 37 Jahre alt, verheirate­t und Vater einer Tochter. Er spielte für seinen Heimatvere­in Kapfenberg, KAC, Vienna Capitals und HC Innsbruck in der Bundesliga. Mit den Rotjacken gewann er drei Meistertit­el. Er spielte mehrere...
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