Ein glückliches Ende einer Irrfahrt
Teil 2 der Monteverdi-Trilogie von John Eliot Gardiner in Salzburg: „Il ritorno d’Ulisse in patria“geriet zum Triumph.
Am Mittwoch hatte John Eliot Gardiner in der Felsenreitschule klangschön Claudio Monteverdis „L’Orfeo“gebracht. Ebendort stellte er am Freitag „Il ritorno d’Ulisse in patria“vor. Samt „L’incoronazione di Poppea“, der dritten erhaltenen Oper des italienischen Komponisten (gestern in Salzburg zu sehen), ist der Alte-Musik-Experte derzeit auf Welttournee, um den 450. Geburtstag seines „Leitsterns“zu feiern.
Die Irrfahrt des Odysseus ist gerade auch beim Genie aus Cremona ein Zickzack der Gefühle. Der Held kehrt nach 20 Jahren unerkannt nach Ithaka zurück. Seine stets treue Penelope wird von einer Fliegenschar schurkischer Freier umschwärmt, bleibt aber standhaft. Auch in Odysseus, als Bettler verkleidet, glaubt sie zunächst einen solchen zu erkennen. Bis er sie doch überzeugen kann.
Obwohl nur in halbszenischer Aufführung, lassen Gardiner und die Seinen an erzählerischen, bildhaften Momenten kaum etwas vermissen. Und sie strafen auch die Meinung Lügen, der „Ulisse“sei bloß das „hässliche Entlein“in Monteverdis Opern-Trilogie. Farben- und kontrastreich schwingt da die Musik von elegischen Chören bis zu markigen Arien, von frechen Soli bis zu innigen Duetten. Gardiners exzellente English Baroque Soloists folgen ihrem im Sitzen leitenden Chef mit Verve.
Der Ausnahmedirigent hat aber auch eine erlesene multinationale Gruppe an Sängern um sich. Es wäre unfair, aus dem formidablen 16-köpfigen Ensemble um den Bariton Furio Zanasi als würdigen Ulisse jemanden hervorzuheben. Aber seien wir doch unfair! Am eindrucksvollsten singt und spielt Lucile Richardot mit reifem, virilem Mezzosopran die Penelope; die Französin wechselte übrigens erst mit 27 von der Medien- in die Opernwelt. Riesenjubel nach dreieinhalb Stunden Musik aus der Grenzregion von Renaissance und Barock, für eine innige, sinnige, sinnliche Hommage an Meister Monteverdi.