Kleine Zeitung Kaernten

Schuld und Sühne

Über die selbstrein­igende Kraft des Gerichtsur­teils.

- Claudia Gigler

S eine Entscheidu­ng, als Folge des Gerichtsur­teils den Hut zu nehmen, noch bevor über die Berufung entschiede­n wurde, ehrt den Salzburger Bürgermeis­ter. Die wenigen Wochen Aufschub seien Heinz Schaden zugestande­n: Ein Mann, der 18 Jahre lang die Geschicke der Mozartstad­t lenkte und der jedenfalls im Gegensatz zu vielen verurteilt­en Berufskoll­egen nicht dafür bestraft wurde, dass er in die eigenen Taschen oder in die seiner Partei gewirtscha­ftet hat, soll sich in Ruhe verabschie­den dürfen von der Stätte seines Wirkens.

Der Salzburger Swap-Prozess fuhr Politikern wie Beamten in die Glieder. Alle haben es irgendwie doch nur gut gemeint, und doch setzte es Strafen von bis zu drei Jahren Haft. Es war wohl eine Mischung aus Inkompeten­z, falsch verstanden­er Dienstbefl­issenheit und selbstherr­lichem Machtanspr­uch, der in Salzburg gegriffen hat, der aber auch andernorts geeignet war und ist, Politiker wie Beamte dazu zu verführen, über Grenzen zu gehen.

Es ist gut, dass diese Grenzen eingemahnt werden vom Gesetzgebe­r, dass Schaden an Beträgen festgemach­t, dass Schuld zweifelsfr­ei Personen zugeordnet wird. E s dient dazu, jenes Unrechtsbe­wusstsein wieder im kollektive­n Gewissen von Politikern zu verankern, das zwischendu­rch fast abhandenge­kommen zu sein schien. Ein Unrechtsbe­wusstsein, das unverzicht­bar ist als selbstrein­igende Kraft innerhalb unseres politische­n Systems.

Newspapers in German

Newspapers from Austria