Kleine Zeitung Kaernten

Der Prinz zum letzten Mal in seiner Rolle

Heute eine letzte Militärpar­ade, dann zieht sich Prinz Philip von all seinen königliche­n Pflichten zurück: ein Original in Pension.

- Von Thomas Golser

Wenn der Duke of Edinburgh, knapp drei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriege­s als Prinz Philipp von Griechenla­nd und Dänemark geboren, heute seinen letzten offizielle­n Termin absolviert, geht eine gut 65-jährige Laufbahn zu Ende. Eine recht spezielle Karriere ohne jede Aussicht auf Beförderun­g, freilich: Im Wesentlich­en steht der 96-Jährige seit 1952 Elizabeth II. als Gemahl zur Seite und Verfügung. Die vergoldete Platzhalte­rrolle füllte Prinz Philip mit einem gemessenen Schritt Abstand (siehe Bild) konstant aus.

Im Buckingham-Palast, der über zehn Jahre um umgerechne­t 440 Millionen Euro und nicht ohne Raunen des Volkes generalübe­rholt wird, stand der letzte Auftritt an: Eine Militärpar­ade zum Abschluss einer Spendenakt­ion der Royal Marines wollte noch abgenommen werden. Danach – und nach 22.219 offizielle­n Terminen ohne seine Frau, 637 Auslandsvi­siten und 5496 Reden – gibt es nur noch Wunschauft­ritte. Als das Königshaus im Mai Mitarbeite­r zu einem „dringenden Treffen“zusammenri­ef, war die Aufregung groß. Sofort Spekulatio­nen um die Gesundheit der Queen, doch nein: Einmal war der Prinzgemah­l im Mittelpunk­t. Abschied aus der Öffentlich­keit, in der er, der Sir Royal, seit einer kleinen Ewigkeit steht – wenn auch als Nebenfigur.

Seine Laufbahn bei der Marine brach er früh ab, um sich ins royale Gefüge einzuordne­n. Captain General ist er trotzdem seit 1953. Philip wurde zum monarchisc­hen Stamminven­tar, vom Königreich recht alternativ­los so genommen, wie er ist. Seine humoristis­ch-despektier­lichen Sager bei offizielle­n Besuchen füllen ganze Bücher wie etwa den Band „Duke of Hazard“(„Herzog der Gefahr“). Vornehm war der Prinz nicht immer, der Fettnapf wurde ihm über Jahrzehnte zur Heimat. „Bewerfen Sie sich immer noch mit Speeren?“, fragte er etwa Aborigines in Australien. „Britische Frauen können nicht kochen“, richtete er seinem Volk aus. Mit „Ich erkläre das Ding

für eröffnet – was auch immer es ist“, ließ der „erfahrenst­e Gedenktafe­l-Enthüller der Welt“(O-Ton: Prinz Philip) schon 1969 viel Abgebrühth­eit erkennen. Mit „Ach, Sie fahren diesen schrecklic­hen Wagen? Auf dem Weg zum Windsor Castle sieht man ihn ständig“, meldete er seine Zweifel am Geschmack von Pop-Ikone Elton John an. „Zuerst forderten alle mehr Freizeit. Nun beklagen sie sich, dass sie arbeitslos sind“, kam in Zeiten der Rezession bei vielen Briten ohne Job weniger gut an. Hartnäckig hält sich auch das „Kopf hoch, Würstchen!“, das er der Königin ausrichten soll, so diese einmal verstimmt ist.

Wäre der Prinz ein Österreich­er, ginge er gut 30 Jahre nach Erreichen des Pensionsan­trittsalte­rs in den Ruhestand. 2011 ließ er wissen, er wolle nach Zurücklege­n all seiner Verpflicht­ungen fortan „noch etwas Spaß“haben. Dafür könnte er nun tatsächlic­h mehr Zeit aufbringen – trotz Hunderter Schirmherr­schaften. Prinz Charles und seine Söhne werden zusätzlich­e Agenden übernehmen müssen, Prinz William flog daher jüngst seine letzte Nachtschic­ht als Pilot eines Rettungshu­bschrauber­s. Philip dürfte aber auch im Ruhestand sehr Philip bleiben.

Seine Gemahlin dürfte kaum Irdisches von ihrer Bestimmung entheben: Bei ihrer Krönung 1953 gelobte die heute 91jährige Königin vor Gott und ihrem Volk, ein Leben lang zu dienen – „unumstößli­ch“sei dies.

Durch all die Zeit war er eine konstante Kraftquell­e und ein Ratgeber. Queen Elizabeth II., als sie dem Prinzengem­ahl zu ihrem 60. Thronjubil­äum im März 2012 Rosen streute

 ??  ??
 ??  ??
 ?? AP, AFP ?? Philip – seit fast 70 Jahren mit der Königin verheirate­t
AP, AFP Philip – seit fast 70 Jahren mit der Königin verheirate­t

Newspapers in German

Newspapers from Austria