Seisenbacher in der Ukraine verhaftet
Ehemaligem Judo-Olympiasieger wird mehrfacher sexueller Missbrauch von Unmündigen vorgeworfen.
Gut 200 Tage war er auf der Flucht, jetzt wurde Peter Seisenbacher festgenommen: Um 12.30 Uhr klickten gestern in Kiew in der Ukraine die Handschellen. Der Judo-Doppel-Olympiasieger reagierte auf seine Festnahme völlig überrascht und hat keinen Widerstand geleistet.
Seisenbacher wird sexueller Missbrauch Unmündiger vorgeworfen. Dem Gerichtsprozess gegen ihn, der für den 19. Dezember 2016 angesetzt war, blieb er unentschuldigt fern. Seit Jänner 2017 wurde der heute 57-Jährige mittels internationalem Haftbefehl weltweit gesucht.
„Ich bin in Kontakt mit ihm“, sagt sein Anwalt Bernhard Lehofer. „Jetzt läuft ein Auslieferungsverfahren, mehr kann ich derzeit noch nicht sagen.“
Seitens der Justiz und des Bundeskriminalamtes zeigt man sich zufrieden. „Österreichische Zielfahnder haben Peter Seisenbacher aufgespürt, die ukrainische Polizei hat ihn dann gestern festgenommen“, sagt Silvia Kahn vom Bundeskriminalamt. Auf die Spur kamen ihm die Zielfahnder durch Telefonüberwachung: Zwar wechselte Seisenbacher häufig seine Handys, kontaktierte aber immer wieder dieselben Personen – darunter seine in Wien lebende Mutter.
Seisenbacher dürfte bereits am 14. Dezember – also fünf
mehrfacher Tage vor Prozessbeginn – von Georgien aus nach Kiew geflogen sein. Er soll dort mit einer Frau in einer Wohnung zusammengelebt haben.
gegen Seisenbacher wiegen schwer. Er, der 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul Olympisches Gold im Judo errungen hatte, als österreichischer Nationalheld gefeiert wurde und seit 1996 das Goldene Ehrenzeichen der Republik trägt, soll in seiner Zeit als Trainer minderjährige Mädchen sexuell missbraucht haben.
Schon 1997 soll Seisenbacher einem damals neunjährigen Mädchen nähergekommen sein, von 1999 an soll er es laut Anklage mehrfach sexuell missbraucht haben. Auch einen zweiten Missbrauchsfall an einer 13Jährigen aus dem Jahr 2004 legt ihm die Staatsanwaltschaft zur Last. Und eine weitere 16-Jährige wehrte ihn laut Anklage ab – das wird als versuchter Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses gewertet. Der Strafrahmen beträgt ein bis zehn Jahre Haft. Ein neuer Prozesstermin wird nach der Auslieferung festgesetzt.
Seisenbacher, der zuletzt die Judo-Herren-Nationalmannschaft in Aserbaidschan trainiert hatte, hat sich zu den Anschuldigungen bisher nicht öffentlich geäußert. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.