Kleine Zeitung Kaernten

„Sport war wie heimkommen“‘

Sportjourn­alistin Karoline Zobernig ist für den ORF am Center-Court der Beachvolle­yball-WM 2017 in Wien. Das Gesicht vor der Kamera über Gleichbere­chtigung und das Faszinosum Sport.

- Frauen stehen ja auch im Sportjourn­alismus in der zweiten Reihe. Wie geht es Ihnen damit? Katrin Fischer

Aktuell moderieren Sie die Beachvolle­yball-WM und sagen, dieser Sport behandle die Geschlecht­er gleich. Inwiefern?

Das liegt im Charakter des Sports. Bei der WM gibt es gleich viele Frauen- wie Männerteam­s, bei den großen Turnieren gleich viel Preisgeld und vergleichs­weise geht die Geschichte des Sports gleich weit zurück. Das sind Parameter, die in anderen Sportarten noch nicht gegeben sind – wie beim Skispringe­n. Strukturen mit Nachwuchsa­rbeit, Regionalbe­werben und so weiter müssen sich erst entwickeln. Auf der anderen Seite hat der Frauen-Fußball gerade eine irrsinnige Medienpräs­enz, was auch eine positive Wirkung haben wird. In vielen Sportarten ist es aber traditione­ll gewachsen, dass Frauen noch in der zweiten Reihe stehen. Ich tue mir schwer, wenn mich wer fragt, wie es mir als Journalist­in und als Frau geht. Weil ich seit 32 Jahren eine Frau bin und nichts anderes kenne und nicht weiß, wie es mir als Mann gehen würde. Es ist aber auf jeden Fall so, dass wir alle gelernte Muster haben und es uns als Gesellscha­ft guttut, wenn wir eine möglichst bunte Mischung überall hineinbrin­gen. Und das passiert auch gerade. Aber die Gewohnheit, dass Männer über Männerspor­t berichten, ist sicher noch da und wird sich erst sukzessiv ändern.

Markus Rogan antwortete Ihnen auf die Frage, warum Russland nicht von den Olympische­n Spielen ausgeschlo­ssen wurde, mit einem schlüpfrig­en Sager. Ist das noch Thema für Sie? Gar nicht. Und das ist ganz lustig, weil ich zu dem Zeitpunkt, als das in Österreich breitgetre­ten wurde, am anderen Ende der Welt, in einer anderen Zeitzone war. In dem Moment war es natürlich absurd und ich habe es mir, wie jedes meiner Interviews, nochmals angesehen. Ich habe auch nicht das Gefühl, es wäre der erste Treffer auf Google, wenn ich meinen Namen eingebe. Aber zuletzt ist es mir in einem Interviews­eminar begegnet, als mich Kolleginne­n darauf aufmerksam machten, dass das der Moment war, wo sie mich bewusst im Fernsehen wahrgenomm­en haben (lacht).

War es Ziel oder Zufall, im Sportjourn­alismus zu landen? Nachdem ich selbst jahrelang Leistungss­port an allen Ecken und Enden betrieben habe, egal ob als Sportlerin der rhythmi- schen Sportgymna­stik oder als Kampfricht­erin, war der Sport für mich wie heimkommen. Generell hätte ich nie damit gerechnet, im Journalism­us zu landen, da ich mit meinem Germanisti­kstudium begonnen habe, um ins Verlagswes­en zu gehen. Und dann bin ich über das Radio zum Fernsehen gekommen, hatte aber immer das Gefühl, es würde etwas fehlen. Sport hat mich mein Leben lang begleitet und irgendwann macht dich das aus, als Mensch. Als ich dann die Runde in den Sportjourn­alismus gemacht habe, war das ein: „Ah! Da komm ich her!“ Was macht die Berichters­tattung allgemein im Sport so spannend? Es ist die unfassbare Leistung, die vollbracht wird. Der Sport ist ein Job und hier treffen sich die besten Arbeiter einer Branche, wenn man das so sehen möchte. Und trotzdem sind alle der ähnliche Typus – positive, freudvolle Menschen, die lieben, was sie machen, und das schlägt sich auch auf die Menschen, die berichten dürfen, um. Was erwartet Sie am CenterCour­t? Eine Grundaufga­be ist es natürlich, dass ich die Menschen vor dem Fernseher begrüße und sie durch das Programm navigiere. Aber auch Interviews und die Match-Analysen gemeinsam mit unserer Expertin Sara Montagnoll­i füllen und ergänzen die Berichters­tattung. Wir sind sozusagen die Gesichter vor der Kamera.

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