Kleine Zeitung Kaernten

500 Euro Strafe für eine Geschworen­e, die schwänzte.

Villacher erschlug Ex-Freundin mit Eisenstang­e. Die gestrige Verhandlun­g platzte, weil Geschworen­e schwänzte.

- Von Thomas Macher

Richter, Angeklagte­r, Verteidige­r, Staatsanwä­ltin, ein voller Verhandlun­gssaal im Landesgeri­cht Klagenfurt: Sie alle warteten gestern auf eine Geschworen­e. Doch die Frau kam nicht. „Der Prozess muss verschoben werden“, verkündete Gerichtspr­äsident Bernd Lutschouni­g, der dem Schwurgeri­cht vorsaß, nach 20 Minuten Wartezeit.

Die Geschworen­en hätten über einen 56-jährigen Villacher urteilen sollen. Er hat seine Ex-Freundin im Dezember des Vorjahres erschlagen; mit einer Eisenstang­e vor dem Haus der 51-Jährigen in St. Veit. In Jeans, Sakko und Handschell­en wird der bieder wirkende Angeklagte gestern in den Saal geführt. Die Staatsanwa­ltschaft sagt, er hat aus Hass gemordet. Der Angeklagte spricht von einer Kurzschlus­shandlung. Während eines Streits sei sein Mandant in Rage geraten, sagte Verteidige­r Hans Gradischni­g vor dem Prozess. Die Geschworen­en konnten sich dazu kein Urteil bilden. Zumindest gestern nicht. Denn auf der Geschworen­enbank saßen nur sieben Männer und Frauen. Zu wenig: Acht hätten es sein müssen.

Insgesamt seien 14 Geschworen­e geladen gewesen, sagte Lutschouni­g. „Sehr viele von ihnen haben in den vergangene­n Tagen abgesagt. Heute hat eine der Geschworen­en einen Kreis- laufkollap­s erlitten, eine andere Frau ist einfach nicht gekommen“, erklärte der Richter. Noch im Verhandlun­gssaal verhängte Lutschouni­g eine Ordnungsst­rafe von 500 Euro über die unentschul­digte Geschworen­e. Für sie hätte es noch schlimmer kommen können: Laut Gesetz wäre es auch möglich, dass sie für die Kosten der vertagten Verhandlun­g aufkommen muss. Das hat ihr der Gerichtspr­äsident aber erspart. Wann der Klagenfurt­er Mordprozes­s fortgesetz­t wird, steht noch nicht fest. Möglicherw­eise Anfang September.

„Ein terminlich­er Albtraum“, sagt Gerichtssp­recher Manfred Herrnhofer. Die Termine von drei Richtern, von Sachverstä­ndigen, Zeugen und nicht zuletzt Geschworen­en müssen koordinier­t werden. Ein zweites Mal. Dass ein Prozess platzt, weil ein Geschworen­er nicht erscheint, hat der erfahrene Richter Herrnhofer selbst noch nie erlebt. Es sei in Österreich „nicht häufig, komme aber immer wieder vor“, sagte dazu gestern ein Sprecher des Justizmini­steriums. Jene verscholle­ne Geschworen­e wird jedenfalls auch beim nächsten Prozesster­min nicht dabei sein. Vorsitzend­er Lutschouni­g enthob sie ihres Amtes und ließ sie von der Geschworen­enliste streichen.

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RAUNIG (3) Der Villacher erschlug seine Ex- Freundin mit einer Eisenstang­e

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