500 Euro Strafe für eine Geschworene, die schwänzte.
Villacher erschlug Ex-Freundin mit Eisenstange. Die gestrige Verhandlung platzte, weil Geschworene schwänzte.
Richter, Angeklagter, Verteidiger, Staatsanwältin, ein voller Verhandlungssaal im Landesgericht Klagenfurt: Sie alle warteten gestern auf eine Geschworene. Doch die Frau kam nicht. „Der Prozess muss verschoben werden“, verkündete Gerichtspräsident Bernd Lutschounig, der dem Schwurgericht vorsaß, nach 20 Minuten Wartezeit.
Die Geschworenen hätten über einen 56-jährigen Villacher urteilen sollen. Er hat seine Ex-Freundin im Dezember des Vorjahres erschlagen; mit einer Eisenstange vor dem Haus der 51-Jährigen in St. Veit. In Jeans, Sakko und Handschellen wird der bieder wirkende Angeklagte gestern in den Saal geführt. Die Staatsanwaltschaft sagt, er hat aus Hass gemordet. Der Angeklagte spricht von einer Kurzschlusshandlung. Während eines Streits sei sein Mandant in Rage geraten, sagte Verteidiger Hans Gradischnig vor dem Prozess. Die Geschworenen konnten sich dazu kein Urteil bilden. Zumindest gestern nicht. Denn auf der Geschworenenbank saßen nur sieben Männer und Frauen. Zu wenig: Acht hätten es sein müssen.
Insgesamt seien 14 Geschworene geladen gewesen, sagte Lutschounig. „Sehr viele von ihnen haben in den vergangenen Tagen abgesagt. Heute hat eine der Geschworenen einen Kreis- laufkollaps erlitten, eine andere Frau ist einfach nicht gekommen“, erklärte der Richter. Noch im Verhandlungssaal verhängte Lutschounig eine Ordnungsstrafe von 500 Euro über die unentschuldigte Geschworene. Für sie hätte es noch schlimmer kommen können: Laut Gesetz wäre es auch möglich, dass sie für die Kosten der vertagten Verhandlung aufkommen muss. Das hat ihr der Gerichtspräsident aber erspart. Wann der Klagenfurter Mordprozess fortgesetzt wird, steht noch nicht fest. Möglicherweise Anfang September.
„Ein terminlicher Albtraum“, sagt Gerichtssprecher Manfred Herrnhofer. Die Termine von drei Richtern, von Sachverständigen, Zeugen und nicht zuletzt Geschworenen müssen koordiniert werden. Ein zweites Mal. Dass ein Prozess platzt, weil ein Geschworener nicht erscheint, hat der erfahrene Richter Herrnhofer selbst noch nie erlebt. Es sei in Österreich „nicht häufig, komme aber immer wieder vor“, sagte dazu gestern ein Sprecher des Justizministeriums. Jene verschollene Geschworene wird jedenfalls auch beim nächsten Prozesstermin nicht dabei sein. Vorsitzender Lutschounig enthob sie ihres Amtes und ließ sie von der Geschworenenliste streichen.