Kleine Zeitung Kaernten

In Wien fieberten Tausende Fans, Bundespräs­ident inklusive, mit den Frauen mit. Auch in Gnas wurde ordentlich gezittert.

AM SCHAUPLATZ.

- Harald Schume, Katharina Siuka

den Tribünen, wo die Männer zumindest nicht in der Unterzahl waren. Im Gegensatz zur Fußball-Euro 2016 wurde auf Sicherheit­sschleusen verzichtet. Schließlic­h ist der DamenFan von Welt nicht als rabiat verschrien. lendend war sie, die Stimmung. Schnaderbe­ck-, Zinsi- und ZadrazilSp­rechchöre wechselten einander ab, Totenstill­e herrschte, als Sarah Puntigam zum Elfmeterpu­nkt marschiert­e. Das Raunen nach der vergebenen Chance passierte ohne Fluchen. Wird schon, weiter geht’s, los, los, Krönchen richten, aufstehen und weiterkämp­fen. Jede gelungene Aktion des Teams wurde mit aufmuntern­dem Applaus bedacht, Alexander Van der Bellen genehmigte sich ein kleines Bierchen. Ebenfalls bemerkensw­ert: keine Betrunkene­n, keine Gröler und keine anderen Rabauken. Ein friedliche­s Fest, dem schließlic­h nur das Happy End fehlte.

BKein Elfer wollte hinein. Und wieder hat niemand geschimpft, eingedenk des Märchens, das die Frauen geschriebe­n haben. Sie waren Geburtshel­ferinnen einer Sportart, die durch deren Leistungen in den Köpfen der Österreich­erinnen und Österreich­er angekommen ist.

Um 20.55 Uhr war Schluss mit traurig. Ein paar Besucher blieben nach Spielschlu­ss sitzen. Smetana statt Puntigam. Ob wohl der Komponist aus elf Metern getroffen hätte?

Szenenwech­sel. Im südoststei­rischen Gnas ruhen auf der einen Seite Einfamilie­nhäuser, auf der anderen sprießt Mais auf einem Acker. Dazwischen, im Freibad, herrschte großer Trubel. In einem überdachte­n Anbau neben dem Schwimmbec­ken prangte ein Foto von Sarah Puntigam auf einem rot-weiß-rot angestrich­enen Banner. Denn in Gnas ist die 24-jährige Steirerin aufgewachs­en. „Wir sind stolz auf dich!“, leuchtete von der Leinwand, die danebenhin­g. Stolz waren die rund 250 Fans auch, als Puntigam zum Elfmeterpu­nkt lief. Alle waren regungslos – bis laute Schreie die Stille zerrissen. „Das tut doppelt weh“, seufzte Sarahs Onkel Andreas Tropper.

Der guten Stimmung tat das aber nichts. Denn trotz stehender Hitze in dem abgedunkel­ten Anbau vergnügte sich kaum jemand im Wasser. Die Menge grölte immer weiter, vor allem, als Manuela Zinsberger wiederholt alle dänischen Schussvers­uche aus den Ecken fischte. Mit jeder Minute, die in der Verlängeru­ng torlos verging, wurden die Gnaser unruhiger. Sie lachten und klatschten, sie freuten sich. Die Menge applaudier­te auch, als das Märchen zu Ende geht. „Wir sind traurig“, sagte Sarahs Tante Theresia Blattl, „aber wir sind sehr stolz auf Sarah und das Team.“

Das war auch der Tenor im Bamberg-Saal im Parkhotel, dorthin hatte Villachs Bürgermeis­ter Günther Albel zum Public Viewing geladen. 150 Fans fieberten und trauerten mit den ÖFB-Damen mit.

Newspapers in German

Newspapers from Austria