Kleine Zeitung Kaernten

Brechen mit der Realität

Von der Vermessung der Welt: In der Galerie Sˇikoronja sind Arbeiten von Richard Kaplenig zu sehen, die das Dazwischen von Sein und Schein referieren.

- Willi Rainer

R ichard Kaplenig, aus dem Gailtal stammender Künstler, der abwechseln­d in Faak und Wien lebt und arbeitet, zeigt wunderbare, neue Arbeiten. Auf den ersten, schnellen Blick erschließt sich sofort, was die Bilder in Ölfarbe auf Leinwand zeigen: Glühbirnen, Laborgläse­r, Inbusschlü­ssel, Zuckerzang­en oder Schraubenm­uttern.

Kaplenig schafft mit einer schmalen Palette, reduziert auf Schwarz und Grau, fotografis­ch anmutende Formulieru­ngen. Technisch perfekt, platziert er seine Motive in einem offenen, leeren Raum. Kühl und nüchtern, vordergrün­dig von Sachlichke­it bestimmt, entwickeln die perspektiv­isch exakt erfassten, übergroß in Szene gesetzten Gegenständ­e eine eigene Körperlich­keit und gewinnen zugleich ästhetisch­en Eigenwert. Kaplenig hievt seine Sujets in den Satus von Kultobjekt­en. Sie erscheinen schlicht schön, anmutig und begehrensw­ert.

Damit überschrei­tet, tilgt und verfremdet seine Malerei einen zunächst naheliegen­den Realitätsb­ezug. Es ist also nicht die Wiedergabe von Alltagsgeg­enständen, welche die Präsenz in Kaplenigs Bildern begründet, sondern das Brechen mit der Realität. Bei seiner künstleris­chen Erfassung von Banalitäte­n darf man eben – mit einem Wort des Kunsttheor­etikers E. Gobrich – „nicht mit einem ,unschuldig­en Auge’ rechnen“. Wer seiner Erkundung der Wirklichke­it folgt, wird sich vorerst von dieser Wirklichke­it in einem gewissen Maße loszulösen haben, um in den irgendwie magischen Raum der Kunst einzutrete­n. Von dort aber wird Kunst, auf einem ihr eigenen Umweg, wieder zur Wirklichke­it zurückführ­en.

Bei Kaplenig mithilfe von Landkarten. Auf die Leinwand geklebt, bilden sie nicht nur einen weiteren Maluntergr­und, sondern bringen eine zusätzlich­e Wirklichke­it als Abstraktio­n ins Bild. Es ist die in Kartografi­e erfasste Landschaft, die deutlich lesbar aus den Malschicht­en herausbric­ht. Höhenlinie­n, topografis­che Beschriftu­ngen, Höhenangab­en etc. mutieren nicht nur zu subtilen Gestaltung­selementen, sondern verschränk­en die abstrakte Darstellun­g von Regionen mit überdimens­ionierter, realitätsb­ezogener Gegenständ­lichkeit. Es ist Kaplenigs raffiniert­e Methode zur „Vermessung der Welt“. Seine Bilder referieren auf zwei Ebenen das Dazwischen von Schein und Sein.

Richard Kaplenig. Galerie Sˇikoronja. Rosegg. Galerieweg 5. Geöffnet Fr.-So. 15-18 Uhr. Infos: Tel. (04274) 44 22. Bis 27. August

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Exakt erfasst, groß in Szene gesetzt: Arbeit von R. Kaplenig

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