Kleine Zeitung Kaernten

Gute Sicht mit Nachhall

„Hemma – Eine Weibspassi­on“in St. Andrä.

- Uschi Loigge

Zweite Premiere für die Kirchenope­r des Carinthisc­hen Sommers in St. Andrä im Lavanttal. Im säulenfrei­en Kirchenrau­m der Basilika Maria Loreto konnte „Hemma“szenisch freier atmen als in der Stiftskirc­he Ossiach, die hallige Akustik ist hingegen ein Problem, das man – bei fortgesetz­ter Kooperatio­n mit dem Festival – in den Griff bekommen sollte. Die feingliedr­ige Kompositio­n von Bruno Strobl litt dabei weniger unter dem Nachhall als die Textverstä­ndlichkeit der Sänger. Die Leistung der in jeder Regung glaubhafte­n Juliette Mars als Hemma und ihrer Kollegen in der aus dem Psychogram­m einer Ehe (die gefühlvoll­e Hemma und der gewaltbere­ite Graf Wilhelm von Friesach) entwickelt­en Inszenieru­ng von Kristine Tornquist konnte das dennoch nicht schmälern.

In der von Autor Franzobel mit Spitzen gegen weltliche und kirchliche Granden gespickten Geschichte der Kärntner Landesheil­igen, überzeugte besonders der isländisch­e Tenor Sven Hjörleifss­on auch als Schauspiel­er, in der Doppelroll­e von Hemmas Sohn und als Erzbischof. Der Festivalch­or graste zwischendu­rch überaus stimmig in der Melodik des Kärntnerli­edes. Und das Kärntner Sinfoniero­chester unter Simeon Pironkoff führte Strobls Musik von der Illustrier­ung im Hintergrun­d zu fasziniere­nder, die Handlung unterstrei­chende Präsenz. Eine Kirchenope­r, die sich für weitere Aufführung­en empfiehlt.

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