Summen, singen, musizieren
Pianist David Helfgott (be-)rührte das Publikum in Millstatt in mehrfacher Hinsicht.
Noch waren die letzten Töne der jeweiligen Stücke nicht verklungen, sprang er schon auf, freute sich strahlend und mit nach oben gereckten Daumen über den sofort aufbrausenden, tosenden Applaus. Beim Spiel selbst summte und sang er vor sich hin oder kommentierte hörbar sein eigenes Musizieren: David Helfgott ist nicht mit den gewohnten Maßstäben zu messen. Der heute 70-jährige Pianist begann in seinem Heimatland Australien als Wunderkind. Sein Spiel perfektionierte er in London, wurde in den 1970er-Jahren mit Horowitz verglichen, bekam psychische Probleme, eine besondere Form des Autismus wurde diagnostiziert. Helfgotts Schicksal wurde 1996 im Film „Shine“verewigt und berührte Millionen Menschen.
Diesmal berührte der liebenswerte Künstler, der seine Fans umarmt, beim 10. Millstätter Gitarrenfestival am Ende seiner viermonatigen Tournee das Publikum. Helf- gott besitzt eine unerschütterlich fundierte Technik, sein Spiel lässt aber immer wieder rhythmische und dynamische Eigenwilligkeiten bei populären Werken von Granados, Chopin (Fantasie Impromptu) und Franz Liszt (Dante-Sonate) heraushören.
Als besondere Einlage erlebte man im übervollen Kongresshaus ein Stück aus „La vida breve“von Manuel de Falla, welches David Helfgott gemeinsam mit der Organisatorin des Festivals, Gitarristin Julia Malischnig, spielte. Und noch ein pianistisches Ausnahmetalent begeisterte: der neunjährige Elias Keller aus Weißenstein, jüngster Student am Mozarteum mit an Franz Liszt erinnernder Frisur, gab mit einem köstlich arrangierten Potpourri eine Kostprobe seines hohen Könnens.
Stehende Ovationen für Helfgott, der sich mit zwei Encores, dem „Säbeltanz“(Chatschaturjan) und dem „Hummelflug“(Rimski-Korsakow) bedankte.