Zehn Millionen Gifteier nach Deutschland geliefert
Skandal um vergiftete Eier schlägt hohe Wellen: Laut EU-Kommission sind drei Staaten betroffen. Spur führt nach Belgien, keine Fälle in Österreich.
Der Fipronil-Skandal ist nicht ausgestanden, im Gegenteil: Drei bis zehn Millionen mit dem Insektizid Fipronil verseuchte Eier wurden aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert und gelangten dort großteils in den Handel. Zuletzt hatte die Lebensmittelkontrollbehörde NVWA die Niederländer angewiesen, vorläufig gar keine Eier mehr zu verzehren: 180 Betriebe wurden dort gesperrt. In Belgien fanden sich ebenfalls mit Gift kontaminierte Eier. „Diese drei Staaten sind betroffen“, bestätigte gestern die EU-Kommission. Die Entwarnung, die man zuvor aus Brüssel vernommen hatte, war verfrüht.
Zwölf deutsche Bundesländer sind betroffen. Belastete Eier oder Eiprodukte wurden z. B. in Thüringen, RheinlandPfalz und Berlin gefunden. Laut dem niedersächsischen Agrarminister Christian Meyer wurden viel mehr belastete Eier aus den Niederlanden in Deutschland verkauft als bislang bekannt. Demnach handle es sich nicht um drei Millionen, sondern um zehn Millionen Eier, sagte Meyer. Gifteier gibt es auch aus deutscher Produktion: In einem Betrieb in Niedersachsen fand man positive FipronilProben. Der Diskonter Aldi nimmt jetzt deutschlandweit alle Eier aus dem Verkauf – als „reine Vorsichtsmaßnahme“. Der Deutsche Bauernverband kritisierte den Verkaufsstopp als „überzogen“. Man verweist dabei auf bisherige Risikobewertungen. Die Handelskette Hofer, Teil von Aldi Süd, bezieht nur von einheimischen Lieferanten und ist nicht betroffen. Laut „Spiegel“rückt eine Spur zu einem Chemiehändler aus dem belgischen Weelde ins Zentrum der Ermittlungen. Dieser soll in einer rumänischen Fabrik große Mengen des Tiermedikaments Fiprocid geordert haben, das Fipronil enthält.
Österreich ist nach aktuellem Erkenntnisstand nicht betroffen: Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) bestätigte der Kleinen Zeitung, dass für das Bundesgebiet keine entsprechenden Informationen vorlägen. Man verweist auf das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel, das hier anschlägt. Trotzdem würde nun verstärkt kontrolliert werden.
Prinzipiell liegt die Verantwortung für Lebensmittel beim Hersteller. Exakte Rückverfolgbarkeit sei in Zeiten der Globalisierung besonders bedeutsam, betont man seitens der Ages. Den Denkzettel zum Artikel finden Sie auf Seite 11