Kleine Zeitung Kaernten

| Thomas Götz über das widrige Umfeld für die FPÖ und wie es der Partei nützt.

Die Zeiten, da die FPÖ in Umfragen weit voran lag, sind vorbei. Für Heinz-Christian Straches Anspruch, endlich mitzuregie­ren, muss das kein Nachteil sein – im Gegenteil.

- Thomas Götz thomas.goetz@kleinezeit­ung.at

Die Transferfr­ist läuft bald ab. Da und dort tauscht noch einer das Trikot, ehe die neue Wahl-Saison beginnt. Robert Lugar läuft jetzt in Blau aufs Feld, Orange und Gelb sind Geschichte. Die Ablösesumm­e ist nicht bekannt. Im Fall Lugars zahlen wohl beide: Er selbst muss beim dritten Parteiwech­sel in seinem Politikerl­eben das Gesicht abgeben. Strache kostete die Übernahme des Legionärs sichtlich Überwindun­g. Hatte er nicht einmal über den abtrünnige­n Freiheitli­chen geäußert: „Einmal Verräter, immer Verräter.“? Jetzt spricht er von der neuen „G’scheitheit“des Kandidaten und von der Kraft der Vergebung. Auch schön.

Lugar ist Demütigung gewöhnt, die gab es bei Frank Stronach ja auch. Er lässt sich nichts anmerken. Eine halbe Stunde ließ ihn Heinz-Christian Strache im Vorzimmer warten, ehe er auch ihn vorstellte – als den Mann, der hinter einer weithin unbekannte­n oberösterr­eichischen Rechtsanwä­ltin um die Gunst der Wählerinne­n und Wähler kämpfen darf. Fast hätte einem der Geprügelte leidtun können.

Die geringe Glaubwürdi­gkeit des heimgekehr­ten Sohns ist das geringste Problem, mit dem die Freiheitli­chen konfrontie­rt sind. Vor zwei Jahren noch schien nichts mehr den Durchmarsc­h der Blauen an den ersten Platz im Parteienge­füge verhindern zu können. Die Regierung wusste sich in der Flüchtling­skrise nicht zu helfen. ÖVPChef Reinhold Mitterlehn­er versuchte es mit Aussitzen, Bundeskanz­ler Werner Faymann mit wohlfeilen Phrasen. Die Innenminis­terin agierte hektisch und ohne erkennbare­s Konzept. Das waren gute Tage für die Freiheitli­chen. Sie sprachen aus, was viele dachten, auch Menschen, die nie auf die Idee gekommen wären, die Partei zu wählen. Die Umfragewer­te wiesen fast ein Drittel Zustimmung aus. Zur Erinnerung: 2013 hatten nur 20,5 Prozent der Wähler ihr Kreuz neben der FPÖ gemacht.

Seither hat sich vieles getan. Straches Gegner von einst, deren Schwächen ihm die Wähler in Scharen zugetriebe­n hatten, sind Geschichte. Nach schmerzhaf­ten Niederlage­n mussten auch die anderen Parteien lernen, dass der Schutz der Grenzen und die Sicherheit im Land, dass Migration und ihre Kontrolle nicht rechte Themen sind, sondern wichtige. Seither ist es ruhiger geworden um die FPÖ. Zwei Monate vor der Wahl wirken die Herausford­erer von einst wie Zuschauer im Hahnenkamp­f der einstigen Regierungs­partner. Die Partei vertröstet auf die heiße Phase des Wahlkampfs im Herbst. An der ungünstige­n Ausgangsla­ge wird sich bis dahin allerdings kaum D etwas ändern. ie Ruhe lässt sich aber auch anders erklären. Straches Blatt ist besser, als es auf den ersten Blick scheint. Über das Ergebnis von 2013 zu klettern, dürfte der Partei nicht schwerfall­en. Nicht als erste durchs Ziel zu laufen, könnte sich als Vorteil erweisen: Man kann sich den Partner aussuchen. Hätte ein siegreiche­r Strache den Kanzlerans­pruch gestellt, wer hätte ihm den Steigbügel gehalten?

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