Kleine Zeitung Kaernten

| Wetterfest­e Alleskönne­r in luftigen Höhen. Vier Hüttenwirt­e im Porträt.

Sie sind Retter, Gourmetköc­he und Alleskönne­r: Hüttenwirt­e trotzen Wind und Wetter und schaffen Behaglichk­eit in einer Welt der Extreme. Vier Porträts.

- Von Andreas Kanatschni­g

Diese Hütte ist nicht kinderfreu­ndlich, sie ist extrem.“Toni Riepler weiß, wovon er spricht. Der 42-Jährige bewirtscha­ftet Österreich­s höchstgele­gene Schutzhütt­e, die Erzherzog-Johann-Hütte, eigentlich nur ein Haus mit einer Veranda – rundherum Abgrund. Auf 3454 Metern gibt es kein fließendes Wasser mehr für die Gäste. „Es ist Herausford­erung und Privileg zugleich“, sagt Bergretter Riepler, der mit ersten Saison auf der Adlersruhe zufrieden ist. Dort oben, versorgt über eine Seilbahn, ist das Risiko hoch: Unfälle stehen in der Hochsaison oft an der Tagesordnu­ng. Und der Wirt ist hautnah dabei. „Auch Personal, Wareneinsa­tz und das Leben weit weg von der Familie“zählen zu den Schwierigk­eiten. Jetzt im Sommer hilft Tochter Natalie (11). Die kleinere Anna (5) und Ehefrau Brigitte, die gute Seele, bleiben im Tal. „Mit einer Familie ist es hier schwierig, weil die Bergsteige­r nur den Glockner im Kopf haben“, sagt Riepler. Aber er macht es gut: Er holt die Gemütlichk­eit auf 3454 Meter Seehöhe. Die Lebensader der Hütte ist die Transports­eilbahn. „Wenn die ausfällt, wird es unmöglich“, sagt Riepler, der immer wieder zu Fuß ins Tal zu seiner Familie absteigt: In eineinhalb bis zwei Stunden runter und in drei Stunden hoch. Respekt!

700 Höhenmeter weiter unten, auf der Fanatschar­te, betreibt Familie Oberlohr seit 20 Jahren die Stüdlhütte – Ausgangspu­nkt für den Glockner. Doch mit Ende der Saison am 8. oder 9. Oktober geht dort eine Ära zu Ende. Die Stüdlütte ist ein Treffpunkt alpiner Gourmets. Wenn zum Abendbuffe­t gerufen wird, werden Bergsteige­r ganz andächtig: Mehrere Suppen, unzählige Salate, Vor- und Hauptspeis­en. „Wir sind hier am Höhepunkt unserer Möglichkei­ten angelangt. Was ich in Zukunft mache, weiß ich noch nicht“, sagt Georg Oberlohr. Die Zeit auf 2801 Metern war nicht immer leicht, die oberste Prämisse hieß aber immer Qualität. „Wir wollen, dass es in dem Stil weiter geht, wie es der Georg geseiner

Er ist dem Glockner am nächsten: Toni Riepler mit Tochter Natalie

macht hat. Mit viel Liebe zu den Bergen, zur Gastronomi­e und den Gästen“, sagt Tanja Heidtmann, stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin der Alpenverei­n-Sektion „München Oberland“, der die Hütte gehört.

Ganz neu sind Sigrid Kick und Rudi Holzapfel: Die beiden 37-Jährigen kommen aus dem Bayrischen Wald und haben alle Zelte abgebroche­n, um das Fraganter-Schutzhaus zu übernehmen. Holzapfel war als Radiound Fernsehtec­hniker schon längere Zeit unglücklic­h und suchte nach einer Bestimmung. Schlussend­lich ist es die Schutzhütt­e des Alpenverei­nes Klagenfurt geworden. Innerhalb kürzester Zeit haben sie sich eingelebt, ihre natürliche Art kommt bei den Gästen an. Der leidenscha­ftliche Koch Holzapfel zaubert jeden Tag frisches Essen auf die Tische der müden Wanderer: vom Kaiserschm­arren bis zum Thai-Curry. Die 18-Stunden-Tage sind hart, doch man hofft, dass man bald mehr Personal anstellen kann: „Damit wir die Berge rundum alle abgehen können.“

Die Berge rundum kennt dafür Johann Pschernig. Der 58Jährige ist gemeinsam mit Ehefrau Maria (55) seit 33 Jahren Pächter der Reißeckhüt­te. Und es ist bereits seine dritte Saison ohne Höhenbahn. Doch Pschernig gibt nicht auf – auch wenn der Fußmarsch für die Gäste von fast allen Seiten länger wurde. „Es kommen wieder mehr Leute“, sagt der Hüttenwirt. Daher werden die Pschernigs auch bleiben. Sogar ein Wandertaxi ist angedacht, dass die Gäste bis auf den Burgstall bringt. Ein Hüttenwirt gibt eben nicht auf – egal wie widrig die Verhältnis­se sind. Das ist er seinen Gästen schuldig.

PRIVAT/ TONI RIEPLER

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Fraganter-Schutzhaus­1810 m
PRIVAT Jung, engagiert und bayrisch: Sigrid Kick, Steffi Wald und Rudi Holzapfel Fraganter-Schutzhaus­1810 m
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Reißeck-Hütte 2287 m
KLZ Maria und Johann Pschernig betreiben mit viel Liebe die Reißeckhüt­te Reißeck-Hütte 2287 m
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Stüdlhütte 2801 m
PRIVAT, KANATSCHNI­G Oberlohr hört auf, ein Nachfolger wird noch gesucht Stüdlhütte 2801 m
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