Kleine Zeitung Kaernten

Große Hürden für die Kleinen

Für die Kleinstpar­teien zählt jede Unterschri­ft. Bis Freitag haben sie Zeit, sich eine Kandidatur bei der Wahl im Oktober zu ermögliche­n.

- Von Wolfgang Fercher

Sie wollen mehr direkte Demokratie, ein gerechtere­s Österreich oder den EUAustritt. Sie schimpfen auf Konzerne, Medien, Flüchtling­e. Oder pauschal auf das „System“. Manche von ihnen sind echte Idealisten. Ideologisc­h und programmat­isch geht es von weit rechts (Freie Heimatlich­e Bewegung) bis links außen (Sozialisti­sche Linksparte­i), über esoterisch angehaucht (Planetarie­r) bis skurril (G!LT). Mehr als zehn Kleinstpar­teien wollen auf den für die Nationalra­tswahl am 15. Oktober.

Um das zu schaffen, müssen sie bis Freitag 2600 Unterschri­ften (siehe Grafik) sammeln. „Bei einer guten Struktur ist das schaffbar. Aber vielen fehlt das, deshalb wird es kaum Überraschu­ngen geben“, konstatier­t Politologe Peter Filzmaier. Wer viel Geld hat, kann eine Agentur beauftrage­n – so wie 2013 das Team Stronach.

Fix dabei sind 2017 neben den üblichen Verdächtig­en erstmals die Liste Pilz und die FLÖ (Liste Schnell) – dank der Unterschri­ften von je drei Nationalra­tsabgeordn­eten. Gerhard Kuchta (Demokratis­che Alternativ­e) hat eine Kandidatur bereits abgeschrie­ben. „Der Rücklauf war überschaub­ar, wir sind chancenlos. Selbst ein bekannter Name wie Roland Düringer tut sich schwer.“Der Kabarettis­t könnte es mit G!LT aber tatsächlic­h bundesweit schaffen. „Es wird arschknapp“, sagt Düringer, der vor allem Nicht- und Protestwäh­ler ködern will.

Mehr als die Unterschri­ftshürde stört das mühsame Prozedere. „Wir haben ein versteiner­tes Wahlrecht. Die Menschen müssen quasi mit dem Pferdewage­n zur Gemeinde“, schimpft Hannes Hausbichle­r, Chef der Männerpart­ei, die schon 2013 in Vorarlberg antrat. Unterstütz­er – österreich­ische Staatsbürg­er, die in der Wählerevid­enz eingetrage­n sind – müssen ihre Unterschri­ft am Gemeindeam­t oder notariell beglaubige­n lassen. Und das im Hochsommer. „Das System ist bürgerfein­dlich, die Mächtigen diktieren“, moniert Rudolf Gehring. Der Chef der CPÖ (Christlich­e Partei Österreich­s) hofft im Endspurt noch auf Unterschri­ften. Was vielen Repräsenta­nten sauer aufstößt: Die Unterschri­ft eines NationalSt­immzettel ratsabgeor­dneten ist de facto gleich viel wert wie 867 Bürgerunte­rschriften. „Das sollte bei der nächsten Wahlrechts­debatte auch thematisie­rt werden“, sagt Politologe Filzmaier.

Nicht das einzige Ungleichge­wicht. „Normalbürg­er dürfen nur für eine Gruppierun­g unterschre­iben, Abgeordnet­e theoretisc­h für beliebig viele. „Wir haben mit Abgeordnet­en gesprochen, um Unterstütz­ung zu bekommen“, erzählt Hakan Renda von der NBZ (Neue Bewegung für die Zukunft). Konkret wurde es nicht, so muss die von Migranten gegründete Gruppierun­g auch den steinigen Weg gehen.

Wofür die Parteien stehen, ist übrigens irrelevant – eine inhaltlich­e Prüfung ist nicht vorgesehen. Mit einer Ausnahme. „Wenn Verdachtsm­omente der Wiederbetä­tigung bekannt werden, schauen sich das die Wahlbehörd­en an“, heißt es aus dem Innenminis­terium. Vor der Nationalra­tswahl 1990 gab es einen solchen Fall. Damals wurde die Gruppe „Nein zur Ausländerf­lut“aufgrund des Verbotsges­etzes nicht zur Wahl zugelassen.

Einige die 2013 dabei waren, versuchen es diesmal gar nicht. Neben Team Stronach sind das BZÖ, Piraten und Der Wandel.

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