300 Jahre Freimaurer: Licht ins Dunkel bringen
Verschwöre sich, wer kann: spannende Einblicke über die Arbeit im Verborgenen.
Auf den ersten Blick unwahrscheinlich, aber zwischen Schriftsteller und Schürzenjäger Giacomo Casanova und Aufklärer Adolph Freiherr von Knigge findet sich eine Gemeinsamkeit – beide waren sie Freimaurer. Heuer feiert man mit dem 300-jährigen Bestehen der United Grand Lodge of England auch den Beginn der modernen Freimaurerei, die auch in Österreich deutlich ihre Spuren hinterlassen hat. Welche, zeigt noch bis zum Jänner eine Ausstellung im Prunksaal der Nationalbibliothek, mit der man das Tun der Logenbrüder symbolisch vor den Vorhang holt.
Zwar stellen sich die Freimaurer seit ihrer Gründung in den Dienst der Aufklärung, aber rund um ihr Wirken hat sich auch seit jeher eine breite Palette an Verschwörungstheorien angesammelt. Das Begleitbuch zur Ausstellung könnte hier viel Licht ins Dunkel bringen: 16 Kapitel spannen einen breiten Bogen rund um die Vereinigung. Das theoretische Unterfutter – die Anfänge, die Riten, die Symbole liefern Autoren, darunter der Innsbrucker Historiker und Philosoph Helmut Reinalter, die man als Verfasser von Freimaurer-Sachliteratur kennt.
Es gibt aber auch Einblicke, die Freimauer-Kenner möglicherweise nicht so am Schirm haben, darunter die Überschneidung der Wege von Freimaurern und Illuminaten, die sich in Wien um 1780 überraschend oft kreuzten. Ein Kapitel widmet sich einer, vor allem im Ritual, wichtigen Leitlinie der Logenbrüder: der Musik. Autor Thomas Leibnitz skizziert auch das freimaurerische Wirken von Wolfgang Amadeus Mozart, dessen „Zauberflöte“als „Hohelied“der Freimaurerei gilt. Breitem Raum wird der österreichischen Freimaurerei gegeben, darunter auch das dunkle Kapitel der Verfolgung durch das NS-Regime.
Heinz Sichrovsky analysiert, wie Freimaurer – darunter Helmut Zilk, Roland Rainer und Erich Sokol – den Österreichischen Rundfunk in der Nachkriegszeit beeinflussten. Ausstellung und Begleitbuch, mit zahlreichen Abbildungen, sind aus einem Guss und entstammen der Kreativwerkstätte von Alexander Kada (Zusammenarbeit mit Ricarda Schweigler).