Ein kalt-warmer Abend mit Kranzelbinder & Co.
Das Ensemble „Shake Stew“überzeugte im Parkhotel Villach mit Jazz auf höchstem Niveau.
Für einen so jungen Musiker hat der in Wien lebende Klagenfurter Bassist Lukas Kranzelbinder schon einiges erreicht. Er spielt nicht nur in mehreren Ensembles, er leitet sie sogar. Er wird zu großen Jazzfestivals eingeladen und hat dort durchaus den Status eines Arrivierten. Am Dienstagabend war er mit dem Ensemble „Shake Stew – The Golden Fang“beim Carinthischen Sommer in Villach zu Gast. Die Besetzung lässt auf schweres Wetter schließen: zweimal Bass und zweimal Schlagzeug. Und tatsächlich, wenn die vier im Hintergrund loslegen, dann drückt es auch die Bläser nach vorne. Dazu die bekannt brutal-harte Akustik im brechend vollen Bambergsaal – da muss man erst hineinfinden. Gut, dass praktisch jedes Stück auch eine nicht weniger spannende leise Seite hat. Man spürt dann förmlich, wie das Publikum zurückkommt. Kranzelbinder gibt es uns kalt-warm.
Er hat bis auf einige solistische Ausflüge praktisch alles durchkomponiert und -arrangiert. Dabei bedient er sich unterschiedlichster Traditionen und Spielarten des Jazz. Das reicht von New Orleans bis nach Chicago oder von Louis Armstrong bis zu Lester Bo- wies Art Ensemble. Dazwischen ist auch noch etwas Ornette Coleman, Weltmusik und Fjord-Jazz eingelagert. Ein vergnüglich bunter Mix, der auf höchstem Niveau dargeboten wird und sich trotz mancher Dissonanzen nie im wirklich Experimentellen verliert. Herausragend Altsaxofonist Clemens Salesny und Trompeter Mario Rom. Eine Posaune würde sich im Bläsersatz gut machen, und wenn man sich etwas wünschen dürfte, dann könnte der zweite Bassist Manuel Mayr vielleicht auch gelegentlich in die E-Gitarre greifen. Bei so grandioser Musik kommt man ins Fantasieren. Tolle Lightshow übrigens – ein bisschen viel Nebel.