Ein Stich ins Herz von Barcelona
Mitten in der Urlaubssaison trifft der Terror Spanien. Ein Lieferwagen raste gestern in eine Gruppe von Menschen im Zentrum Barcelonas.
Viele europäische Metropolen hat es bereits getroffen, gestern kam der Terror nach Barcelona: In der belebten Fußgängerzone Las Ramblas an der Plaça de Catalunya wurde ein Fahrzeug zum Terrorwerkzeug. Ein junger Mann soll laut Augenzeugen gegen 17 Uhr mit einem weißen Lieferwagen ungebremst mit etwa 80 Stundenkilometern in die Menge gerast sein. Dabei soll es sich um einen Mann Anfang 20 gehandelt haben.
Dann herrscht für Stunden totales Chaos. Die Polizei will lange nicht von „Terror“sprechen. Am Abend aber erklärt sie via Twitter: Der Zwischenfall werde wie eine Terrorattacke behandelt, aber das Motiv sei unklar.
Sicherheitskräfte sperrten das Gebiet weiträumig ab und forderten die Bevölkerung immer wieder auf, den Ramblas fern zu bleiben. „Leute sind durch die Wucht des Aufpralls in alle Richtungen geschleudert worden“, zitiert die Zeitung „El País“eine Augenzeugin. Ein weiterer Augenzeuge berichtet: „Eine Person lag verletzt oder tot, ich weiß es nicht, auf dem Boden.“In einer Querstraße zum Museum für zeitgenössische Kunst sei es wie in einer „Kriegszone“gewesen.
Kurz vor 19 Uhr kommt dann die offizielle Bestätigung: Nach Nizza, Paris, Berlin und London ist auch Barcelona ins Visier von Extremisten gerückt. Es hatte zunächst lange Zeit auch widersprüchliche Angaben zur Zahl der Toten und Verletzten gegeben. Auf einer Pressekonferenz nennt der Ministerpräsident der Region Katalonien, Carles Puigdemont, die Zahlen: Ein Dutzend Menschen sei tot, 15 schwer verletzt. 80 Menschen seien in Krankenhäuser eingeliefert worden. Bei einem Checkpoint sind auch zwei Polizisten überfahren worden.
Zwei Verdächtige wurden laut Joaquim Forn, dem katalanischen Innenminister, noch am Abend verhaftet. Bei einem der Männer handelt es sich nach Medienberichten, die sich auf Polizeikreise berufen, um einen Mann, der in einer Stadt nördlich von Barcelona gemeldet sei. Er komme aus Marseille und habe nordafrikanische Wurzeln. Medien zufolge wurde einer der Täter bei einer Schießerei mit der Polizei getötet. Die auf jihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group berichtete, dass Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat den Anschlag in sozialen Netzwerken ähnlich feierten wie seinerzeit die Attacke in Manchester. Der IS hat unterdessen auch die Verantwortung für den Anschlag für sich reklamiert. Einer der „Soldaten des Islamischen Staates“habe die Tat ausgeführt.