Kleine Zeitung Kaernten

Manager wenden sich ab

Mit seiner Weigerung, sich klar von rechter Gewalt und Nazigruppe­n zu distanzier­en, hat Donald Trump den Rückhalt wichtiger Konzernche­fs verloren.

- Karl Doemens aus den USA

Immerhin ein treuer Verbündete­r ist dem Mann im Weißen Haus geblieben. „Nur Präsident Trump ist es gelungen, die Aktienkurs­e auf Rekordwert­e zu bringen“, twitterte Jacob Wohl am Mittwochmo­rgen. Der 19-jährige Kalifornie­r hat vor zwei Jahren einen Hedgefonds gegründet und seitdem Ärger mit der Börsenaufs­icht. Aber in Zeiten wie diesen kann der amerikanis­che Präsident nicht wählerisch sein: Postwenden­d leitete er das Lob des jugendlich­en Finanzjong­leurs an seine 36 Millionen Fans auf dem Kurznachri­chtendiens­t weiter.

Tatsächlic­h befindet sich das Verhältnis des auf seine geschäftli­chen Erfolge so stolzen Präsidente­n zur Wirtschaft gerade auf dem Nullpunkt. Am Mittwoch löste Trump seine Beratungsg­remien zur politische­n Strategie und zur Industriep­olitik kurzerhand auf, um einem demonstrat­iven Massenexod­us der dort vertretene­n Manager wegen seiner ambivalent­en Haltung zum Rassismus zuvorzukom­men. „Ich will niemanden unter Druck setzen“, twitterte der Präsident: „Danke an alle!“

Trumps Strategie-Beratungsg­remium bestand ursprüngli­ch aus 19 aktiven und ehemaligen Vorstandsc­hefs großer USKonzerne vom Autobauer General Motors bis zum Einzelhand­elsriesen Walmart. Nach amerikanis­chen Medienberi­chten waren viele Manager nach Trumps verharmlos­enden Äußerungen zur rechten Gewalt in Charlottes­ville befremdet und verärgert.

Bei einer Telefonkon­ferenz am Dienstagab­end plädierten bis auf zwei Teilnehmer alle für eine Auflösung des Beirats. Eine Erklärung wurde verabschie­det, in der es heißt: „Intoleranz, Rassismus und Gewalt“seien „ein Affront gegen zentrale amerikanis­che Werte“. Stephen Schwarzman, der Boss des Finanzinve­stors Blackstone und ein Trump-Verbündete­r, übermittel­te die Nachricht an das Weiße Haus.

„Noch niemals in der amerikanis­chen Geschichte haben Wirtschaft­sführer einem Präsidente­n ihre Unterstütz­ung im Dienste der Nation verweigert“, urteilte der Wirtschaft­swissensch­aftler Jeffrey Sonnenfeld von der Yale-Universitä­t: „Aber die Manager haben ihm nun den Rücken gekehrt.“Laut „New York Times“hatte es zuletzt massiven Druck von Kunden, Angestellt­en und auch Aktionären auf die Unternehme­nsführer gegeben, sich von den Äußerungen des Präsidente­n zu distanzier­en.

Offenbar wurde Trump von der Abwendung der Manager völlig überrascht. Einen Tag zuvor hatte er den kritischen Merck-Chef Ken Frazier noch als Abzocker beschimpft und behauptet: „Für jeden CEO (Vorstandsc­hef), der meinen Industrieb­eirat verlässt, habe ich vielfachen Ersatz. Wichtigtue­r hätten besser gleich draußen bleiben sollen.“Frazier, einer von wenigen afroamerik­anischen Top-Managern in den USA, hatte aus Protest gegen die Charlottes­ville-Äußerungen seinen Beraterstu­hl geräumt. Doch Ersatz für den Pharma-Boss fand Trump nicht. Stattdesse­n löste sich auch dieses Gremium auf.

„Rassismus und Mord sind unmissvers­tändlich zu verurteile­n und moralisch nicht mit irgendetwa­s anderem zu vergleiche­n, was in Charlottes­ville passierte“, sagte Denise Morrison, die Chefin des Suppenhers­tellers Campbell. Ähnlich äußerten sich zahlreiche Wirtschaft­sführer. „In der Wirtschaft wie in der Politik ist es die Aufgabe einer Führungspe­rson, die Menschen zusammen- und nicht auseinande­rzubringen“, monierte etwa Jamie Dimon, der Boss der US-Bank JPMorgan Chase.

Das Verhältnis der Wirtschaft zu Trump hatte sich schon länger abgekühlt. Ursprüngli­ch unterstütz­ten viele Manager den Präsidente­n vor allem wegen der von ihm angekündig­ten Steuerrefo­rm, die die Konzerne kräftig entlasten würde. Dazu

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Merck-Chef Frazier (Mitte), einer der wenigen afroamerik­anischen Top-Manager der USA,
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