Mit Stephen Bannon verliert Trump seinen Chefstrategen
Stephen Bannon gilt als der Retter des Trump-Wahlkampfs und als sein wichtigster politischer Vordenker. Nun muss der Schwierige sein Büro im Weißen Haus räumen.
Es hat sich schon länger angedeutet: Stephen Bannon, politischer Chefstratege des US-Präsidenten, verlässt das Weiße Haus. Der eisgraue Mann galt schon öfter als angezählt, war aber ein Stratege mit sieben Leben. In der letzten Runde waren seine Gegner wohl zu stark.
Bannon (63) machte zuletzt einen Fehler, der seiner angeblich so überragenden Klugheit stark entgegenstand: In einem Interview („Amercian Prospect“) ließ er in Sachen Nordkorea die glatte Gegenposition zu seinem Präsidenten erkennen. Und er erweckte auch sonst den starken Eindruck, eigentlich alles ziemlich gut alleine zu können und ganz genau zu wissen. Der Spitzname „Präsident Bannon“kam nicht von ungefähr. Das musste Trump ein Dorn im Auge sein.
Bannon hatte Feinde. Mit Trump-Schwiegersohn Jared Kushner war er lange über Kreuz, und auch Trumps neuer starker Mann, Stabschef John Kelly, wollte ihn aus dem Haus haben. Er könne Bannons „Machenschaften im Schatten“ nicht leiden, zitieren ihn USMedien. Mit H.R. McMaster hat sich Bannon ebenfalls angelegt. Er soll Vertrauliches über den nationalen Sicherheitsberater durchgestochen und eine Schmutzkampagne orchestriert haben.
gibt dem Abgang, dass laut „New York Times“zuletzt auch Rupert Murdoch mehrfach Bannons Kopf gefordert haben soll. Als mächtiger Verleger ist der Chef von „News Corp“Trumps Intimus. Kenner sagen, er beginne selten einen Kampf, den er nicht am Ende gewinne. Murdochs „Fox News“wurde Trumps Haussender, das einst als Trumps Riesenposaune apostrophierte Online-Medium „Breitbart News“spielt eine nur mehr untergeordnete Rolle.
Lange hat sich Trump geweigert, „seinen Steve“abzusetzen. Trump, der öffentliche Haudrauf, gilt im persönlichen Umgang als konfliktscheu, und die beiden Männer verbindet viel. Es ist nicht übertrieben, Bannon als Retter des Trump’schen Wahlkampfs zu bezeichnen. Mit klarem Blick und Eiseskälte schloss Bannon Trumps rohe Energie und massentaugliche Fähigkeiten mit nacktem Populismus kurz – und mit unverstelltem Nationalismus.
„Das ganze Konzept des Trumpismus kann am besten durch seine Partnerschaft mit Bannon verstanden werden“, sagt Bannons Biograf Joshua Green. „Dazu gehört auch der Modus der pausenlosen Attacke.“Bannon: „Nur im Kampf werden wir uns das Land zurückholen können. Jeden Tag wird das ein Kampf sein.“
Es ist kaum zu erwarten, dass Trump diese Ausrichtung seiner Politik nun grundsätzlich ändern wird. Der Stratege geht, die Strategie bleibt.
Einmal mehr fokussiert sich jetzt aber wieder alle Wahrnehmung auf das Weiße Haus, auf seine Dramen und Kabale. Nicht auf Trumps Agenda, seine Vorhaben, seine Politik. Wieder ein Freitagsabgang, wie zuletzt so oft. Dass dieser Abgang geräuschlos bleiben wird, ist kaum zu erwarten.