Kleine Zeitung Kaernten

„Nullrunde“trifft nur 10.000 Pensionist­en

„Luxuspensi­onen“im Visier der SPÖ. Für sie soll es 2018 keine Erhöhung geben. Dafür deutlich mehr für 1,7 Millionen Pensionist­en.

- Von Wolfgang Fercher

Wahlkampf ist, wenn sich selbst ein sonst so spröde wirkender Sachpoliti­ker wie Alois Stöger (SPÖ) zum Klassenkäm­pfer aufschwing­t. „Wir müssen uns vor Angriffen auf das Pensionssy­stem schützen“oder „Ich habe keine Freude mit Luxuspensi­onen“, betonte Stöger am Freitag. In der von den Seniorenve­rtretern vorangetri­ebenen Debatte um die Erhöhung der Pensionen für das Jahr 2018 hat der Sozialmini­ster die Pläne der SPÖ konkretisi­ert.

Demnach soll es für einen Großteil der Pensionist­en eine stärkere Erhöhung als die gesetzlich vorgesehen­en und an die Inflation der vergangene­n zwölf Monate angepasste­n 1,6 Prozent geben. „Niedrige Pensionen bis 1500 Euro sollen mit 2,2 Prozent angepasst werden“, sagt Stöger. 1,73 Millionen Pensionist­en würden davon direkt profitiere­n. „Die Kosten für Lebensmitt­el und Wohnen sind stärker gestiegen. Mit der Anpassung sollte die Kaufkraft erhalten bleiben.“Bei mittleren Pensionen (1500 bis 2062 Euro) sind dann mittels Einschleif­regelung zwischen 1,6 und 2,2 Prozent Erhöhung vorgesehen.

Eine „Nullrunde“wird für die Bezieher von „Luxuspensi­onen“avisiert, wie es Stöger und Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) nennen. Ab 4960 Euro Pension (Höchstbeit­ragsgrundl­age) soll es 2018 keine Erhöhung geben. Betroffen davon sind aber gerade einmal 10.419 Pensionist­en, die im Öffentlich­en Dienst tätig waren. Geht es nach Kern, sollen künftig auch die sogenannte­n Pensionssi­cherungsbe­iträge für diese Gruppe verdoppelt werden.

Was kostet das Modell? Stöger rechnet Mehrkosten von 111 Millionen Euro vor – statt 786 Millionen Euro (mit 1,6 Prozent Erhöhung) wären 897 Millionen Euro nötig. Das sei auch leistbar, weil mehr Beiträge ins System geflossen und die Kosten gesunken seien. Noch im September soll es im Nationalra­t einen Beschluss geben.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz signalisie­rte Zustimmung zu den SPÖ-Plänen. Schon zuletzt hatte er eine stärkere Anhebung von kleineren Pensionen begrüßt. Von der Forderung nach einer vorzeitige­n Anhebung des Frauen-Pensionsal­ters rückt er unterdesse­n ab.

Neos-Sozialspre­cher Gerald Loacker schießt sich unterdesse­n auf die „völlig jenseitige­n Pensionsfa­ntasien von SPÖ und ÖVP“ein, wie er sagt. „Diese Wahlzucker­l torpediere­n die nachhaltig­e und finanzierb­are Erhöhung von Pensionen.“Loacker rechnet dazu auch ein Beispiel vor. Die vorgeschla­gene Erhöhung bedeute für einen Durchschni­ttspension­isten mit 1200 Euro Pension „lediglich ein Mehr von 4,80 Euro brutto monatlich“.

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