Heiße Phase im Poker um die Niki
Über das Wochenende wird über die Aufteilung der Air Berlin und die Zukunft von Niki verhandelt. Im Notfall will Österreich finanziell helfen.
Rund 200 Niki-Bedienstete kamen gestern Früh zur Betriebsversammlung nach Schwechat. „Wut und Verzweiflung“herrschte dort. Gesichertes zur Zukunft konnte nicht verkündet werden. Die Tochter der Air Berlin ist wirtschaftlich gesund, aber bedroht, infolge der Pleite ihrer Konzernmutter in Schieflage zu geraten. Insider betonen: Niki brauche Geld und einen Partner – beides so rasch wie möglich.
So wie Deutschland der Air Berlin einen Kredit gewährte, um den Betrieb die nächsten Wochen aufrechtzuerhalten, ist auch Österreich bereit, der Niki im Fall des Falles zu Hilfe zu eilen. Das sagten Bundeskanzler Christian Kern und Verkehrsminister Jörg Leichtfried dem Betriebsrat von Niki zu. Der Fall wurde zur Chefsache erklärt, hieß es aus dem Kanzleramt.
„Wir bereiten uns auf alle möglichen Szenarien vor. Auch auf den Worst Case“, sagte Betriebsratschef Stefan Tankovits nach der Betriebsversammlung. Die Nagelprobe würden die August-Gehälter der rund 1000 Beschäftigten sein. Die Zahlung sei von der Air Berlin zugesagt.
Nach den Jahren bei der Air Berlin sei man leidgeprüft, sagte Tankovits. „Wir würden uns freuen, wenn wir einmal einen schlagkräftigen Partner haben.“Die Airline sollte gestern übrigens die Halbjahreszahlen vorlegen, das wurde jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben.
über die Aufteilung der Air Berlin und damit über die Zukunft von Niki laufen seit gestern und dauern über das Wochenende an. Der österreichische Luftfahrtexperte Kurt Hofmann rechnet mit raschen Entscheidungen. Neben der Lufthansa mit ihrem Ableger Eurowings könnte auch die britische Easyjet, seit Kurzem in Wien verankert, ein passender Partner für Niki sein. Alleine auf einem Markt mit mehr als 180 Fluggesellschaften in Europa hätte die kleine Airline kaum eine Chance.
Das Interesse der Lufthansa ruft indes die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde auf den Plan. Sie will den Markt analysieren, um mögliche Probleme zu erkennen. In Deutschland hat die Regierung klargestellt, dass bei der Filetierung von Air Berlin mehrere Anbieter zum Zug kommen werden. Wie berichtet, kämpft Michael
O’Leary, Chef der Ryanair, gegen eine Übermacht der Lufthansa, die bereits im Jänner ein Viertel der Flotte übernommen hat und nun ein weiteres Viertel will. O’Leary kündigte kartellrechtliche Schritte an.
Für die Air Berlin gibt es seit gestern einen weiteren Bieter. Der Nürnberger Mode- und Flugunternehmer Hans Rudolf Wöhrl will Air Berlin als „unabhängige Airline“fortführen. Wöhrl, er ist Multimillionär, erklärte, er habe weitere Partner und Investoren hinter sich, die bereits seit Jahren Interesse an einer Beteiligung an Air Berlin signalisiert hätten.