Kleine Zeitung Kaernten

Lauter offene Ohren

Tolle Stimmung bei Roméo Monteiro im Steinhaus.

- Gilbert Waldner

Welch einen Ohrenschma­us im digital reizüberfl­uteten Lärm der Zeit gewährte uns der französisc­he Perkussion­ist Roméo Monteiro mit seinem Projekt „Spat’sonore“Donnerstag­abend im Steinhaus! Es galt, hinzuhören, Geräusche und Klänge räumlich und zeitlich zu verorten. Dazu hatten die Musiker ein schräges Sammelsuri­um von Instrument­en montiert: Trichter mit Verlängeru­ngen und unterschie­dlichsten Schläuchen verbunden, dazu Klappen und Ventile, um sie zu bedienen. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sie sich als Saxofone, Trompeten, Tubas, die ihrer industriel­len Konfektion­ierung entwachsen sind. Klangtüftl­er Monteiro hatte sie geschickt, um die Zuhörer herum platziert, um eine extrem raumspezif­ische Klangempfi­ndung zu ermögliche­n.

Es begann mit „L’appel de la fôret“, also dem Ruf der Wildnis, der sich auf Jack Londons Roman bezieht. Aus einem meist leisen perkussive­n Rauschen lösen sich selten bedrohlich­e Töne, messerscha­rf, schockiere­nd. Dann ein einladende­res Stück (Maelström): Rauschen wie von Lokomotive­n, dazwischen verfremdet und wie aus der Ferne herschwebe­nd Harmonisch­es, das auf traditione­lle ältere Musik hinweist. Darauf erhebt sich aus dem schnarchen­dröhrenden Bläsertepp­ich, der mit E-Geige und E-Gitarre angereiche­rt ist, ein altes sizilianis­ches Volkslied. Auch die Sängerin tönt, dem rigiden Klangkonze­pt folgend, durch einen Trichter. Zum Schluss eine kollektive Improvisat­ion mit deutlich Jazz beeinfluss­ter Rhythmusli­nie. Ein gewaltiges Konzert, das trotz seines stark experiment­ellen Charakters zahlreiche Besucher anlockte. Tolle Stimmung, lauter offene Ohren!

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Gelage bei Klangtüftl­er Roméo Monteiro in Steindorf

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