Lauter offene Ohren
Tolle Stimmung bei Roméo Monteiro im Steinhaus.
Welch einen Ohrenschmaus im digital reizüberfluteten Lärm der Zeit gewährte uns der französische Perkussionist Roméo Monteiro mit seinem Projekt „Spat’sonore“Donnerstagabend im Steinhaus! Es galt, hinzuhören, Geräusche und Klänge räumlich und zeitlich zu verorten. Dazu hatten die Musiker ein schräges Sammelsurium von Instrumenten montiert: Trichter mit Verlängerungen und unterschiedlichsten Schläuchen verbunden, dazu Klappen und Ventile, um sie zu bedienen. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sie sich als Saxofone, Trompeten, Tubas, die ihrer industriellen Konfektionierung entwachsen sind. Klangtüftler Monteiro hatte sie geschickt, um die Zuhörer herum platziert, um eine extrem raumspezifische Klangempfindung zu ermöglichen.
Es begann mit „L’appel de la fôret“, also dem Ruf der Wildnis, der sich auf Jack Londons Roman bezieht. Aus einem meist leisen perkussiven Rauschen lösen sich selten bedrohliche Töne, messerscharf, schockierend. Dann ein einladenderes Stück (Maelström): Rauschen wie von Lokomotiven, dazwischen verfremdet und wie aus der Ferne herschwebend Harmonisches, das auf traditionelle ältere Musik hinweist. Darauf erhebt sich aus dem schnarchendröhrenden Bläserteppich, der mit E-Geige und E-Gitarre angereichert ist, ein altes sizilianisches Volkslied. Auch die Sängerin tönt, dem rigiden Klangkonzept folgend, durch einen Trichter. Zum Schluss eine kollektive Improvisation mit deutlich Jazz beeinflusster Rhythmuslinie. Ein gewaltiges Konzert, das trotz seines stark experimentellen Charakters zahlreiche Besucher anlockte. Tolle Stimmung, lauter offene Ohren!