Kleine Zeitung Kaernten

Der General, der die USA toben lässt

- Ingo Hasewend

Das Verhältnis der Amerikaner zu einem ihrer berühmtest­en Generäle ist ambivalent. Einige vergleiche­n die Mischung aus Bewunderun­g und Skepsis für Robert Edward Lee mit der für Erwin Rommel – Hitlers Feldmarsch­all im Afrika-Feldzug. Der Ruhm des Oberbefehl­shabers des konföderie­rten Heeres im Amerikanis­chen Bürgerkrie­g beruht auf strategisc­hen Entscheidu­ngen, mit denen er personell und materiell unterlegen­e Kräfte gegen überlegene Gegner in etlichen Schlachten bis zur Niederlage in Gettysburg zum Sieg geführt hat. Lee wird als einer der größten Feldherren der Geschichte gesehen. Doch er hat eine umstritten­e Seite. Er wuchs in Virginia als Kind der Oberschich­t mit Sklaven auf, heiratete in eine Sklavenhal­terfamilie ein. Lee nannte Sklaverei zwar ein „moralische­s und politische­s Übel“, zog aber für die konföderie­rten Staaten in den Krieg, die für Sezession und Sklaverei kämpften.

1503 Denkmäler, Straßen, Institutio­nen und Gebäude erinnern an Namen der Konföderie­rten. Sie wurden ab Kriegsende 1865 bis in die 1920er im Süden aufgestell­t in Reaktion auf die Industrial­isierung des Nordens, der Millionen Afroamerik­aner zur „Großen Migration“bewog. Die Südstaatle­r reagierten, indem sie das System der Sklaverei verteidigt­en und als integralen Bestandtei­l ihrer Kultur definierte­n. So entstand auch vor genau 100 Jahren auf einer kleinen Grünfläche im Zentrum der Stadt Charlottes­ville in Virginia der Robert-Lee-Park, der vom Aktienhänd­ler und Philanthro­pen Paul Goodloe McIntire gestiftet wurde. Die Lee-Statue samt Pferd Traveller wurde 1924 aufgestell­t. Im Juni 2016 nannte der Stadtrat die Fläche in Emanzipati­onspark um – in Erinnerung an die Freilassun­g aus der Sklaverei. Im Februar stimmte der Stadtrat mit drei zu zwei Stimmen sogar für die Demontage. Es war der Auslöser für die gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen zwischen rechtsextr­emen Gruppen wie Ku-Klux-Klan, Neonazis, Alt-Right und Rassismusg­egnern – die zum Tod von Heather Heyer führten.

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