Die Wahrheit über das Klima bleibt unbequem
Ex-US-Vizepräsident Al Gore kreidet erneut fehlende Schritte gegen den Klimawandel an. Und auch Österreich unternimmt zu wenig.
Vor zehn Jahren sorgte der Film „Eine unbequeme Wahrheit“für Aufsehen. Darin zeigte der ehemalige USVizepräsident Al Gore den Klimawandel und seine Folgen auf. Am 8. September kommt die Fortsetzung „Immer noch eine unbequeme Wahrheit“in unsere Kinos. Und wie der Filmtitel bereits verrät, könnte der Kampf gegen den Klimawandel weitaus erfolgreicher sein.
Weil Wetterextreme wie Hur- rikans und Überflutungen in Amerika oder Trockenheit in Afrika laut Gore nun deutlich häufiger auftreten, sieht sich der Ex-Politiker in seinen damaligen Prognosen bestätigt. Groß war die Aufregung, als Gore in seinem ersten Film in einer Animation die Stelle des zerstörten World Trade Centers in New York City überschwemmen ließ, um die Konsequenz von geschmolzenen Gletschern zu zeigen. Vollkommen übertrieben und respektlos, tönten Kritiker. Sechs Jahre später passierte genau das, als Hurrikan Sandy vor der Stadt wütete.
„Sich darüber zu freuen, dass man mit Prognosen recht hatte, wäre zynisch“, erklärt Herbert Formayer, Klimatologe und Wissenschaftler an der Universität für Bodenkultur in Wien. „Aber die Wissenschaft zeigt, dass diese Dinge geschehen werden und wir sie verhindern könnten.“Gehandelt werde jedoch kaum, klagt der Experte.
aktuell besonders rauer Gegenwind. Dass mit Donald Trump nun ein Klimawandel-Leugner im Weißen Haus sitzt und dieser bereits den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt hat, wird auch im Film thematisiert. Gore reagiert darin fassungslos auf die Aussagen des Präsidenten. Die wissenschaftliche Community mache sich darüber aber weniger Sorgen, erklärt Formayer. „Dieser Vertrag ist keiner, bei dem alle mitmachen müssen, damit er eingehalten wird“, erklärt er. „Darin haben sich alle teilnehmenden Länder verpflichtet, ihre Klimaziele zu erfüllen.“Dass Umweltsünder Amerika ganz aussteigt, glaubt Formayer zudem nicht. „Einzelne Staaten haben bereits angekündigt, weiterhin erneuerbare Energie auszubauen.“
Mehr Sorgen bereiten dem Experten Österreichs Verpflichtungen für das Abkommen. „Wir haben die Wasserkraft massiv ausgebaut, aber
den Ausbau von Wind- und Solarkraft vernachlässigt.“Deshalb tue der Staat aktuell „viel zu wenig, um unsere Ziele für 2030 und 2050 zu erreichen“, mahnt Formayer.
Den Ausweg aus der Klimakatastrophe, den Gore in seinem Film aufzeigt, sieht auch der Klimaexperte als einzige Chance: die Verringerung des CO2Ausstoßes. „Dafür bräuchte es aber auch eine weltweite CO2Steuer“, erklärt Formayer. „Und davon sind wir leider weit entfernt.“