Kleine Zeitung Kaernten

Ungewisshe­it ist ihr Begleiter

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tes Mal übers Verliebtse­in gesagt hat. Er will es nicht sagen, die Leiterin verrät es trotzdem. Die Aussage war in etwa so: „Heidemarie, mit 40 Euro Taschengel­d im Monat kann man nicht verliebt sein. Mädchen muss man einladen, sie brauchen Geschenke, das geht mit 40 Euro nicht.“Die Lösung hatte ein anderer Jugendlich­er: „Du sagst einfach, du bist das Geschenk!“

Wie in anderen Haushalten auch, müssen auch hier die Erwachsene­n darauf schauen, dass die Zimmer nicht zu angeräumt werden oder das Bad versifft. Überall hängen entspreche­nde Zettel an den Türen. Alles scheint strukturie­rt, viel mehr noch als in einem Haushalt, in dem es eine Mutter und einen Vater gibt. Was „unbegleite­te“Jugendlich­e brauchen? Begleitung. Gertrude Böhler zum Beispiel. Die gebürtige Linzerin ist „Patin“, Noor ihr „Schützling“, der alle Gesichtsmu­skeln anspannt, wenn er ins Deutschbuc­h schaut.

Deutsch zu lernen, ist wichtig, die wenigsten wussten vor ihrer Flucht, wo Österreich überhaupt liegt. Mortaza flüchtete aus Afghanista­n, gelangte über die Türkei nach Griechenla­nd, Mazedonien und Slowenien, bis er hier ankam: „Ich kannte Europa gar nicht“, sagt er, „ich sah erst im Nachhinein, wo ich überall gewesen bin.“

Afghanista­n lässt sich auch übersetzen mit dem „Platz, an dem man steht“. Ob Österreich Platz für Mortaza hat, werden andere entscheide­n.

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Von links: Mortaza, Yahya, Akthar, Alijan und Amrullah im Garten vor dem Haus „Mayr“
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Oft versorgen sich die Jungs auch selbst: Noor, Hossein und Yahya kochen Lamm mit Reis
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WEICHSELBR­AUN (6) Deutsch lernen: Gertrude Böhler mit Noor im kleinen Gemeinscha­ftszimmer

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