Im Figurenkabinett wohnen Sehnsucht und Ironie
Ungestüme Protokolle von der Schwierigkeit, den Alltag zu bewältigen: Alexandra Huber im Stift Millstatt.
Bilder voller Unbekümmertheit, direkt und distanzlos, geben Zeugnis von der höchstpersönlichen Erkundung des menschlichen Lebens. Es sind Alexandra Hubers Protokolle von den Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen.
Als genaue, teilnehmende Beobachterin spürt die in München lebende Künstlerin mit Präzision menschliche Befindlichkeiten, Gefühlslagen und Stimmungen auf, um sie in ein erzählendes Figurenkabinett einzubringen. Dabei entstehen wilde, von ungestümen Stichen geprägte Zeichnungen, Collagen, Bildobjekte und Malereien, in die vielfach Worte eingefügt sind.
Alles wirkt auf den ersten Blick wie Kinderzeichnungen; auf den zweiten Blick und in Verbindung mit den doppelbödigen Titeln, erschließt sich darin eine Sehnsucht nach einer besseren Welt. Nach einer Utopie, die in der Kindheit greifbar schien. Und so erklären sich Bildunterschriften wie: „Es gibt Tage, die wollen ihre Ruhe haben.“Dabei nehmen die zeichnerischen Formulierungen die Worte wortwörtlich an ihrer semantischen Wurzel. Das schafft Raum für den kenntnisgebärenden Witz.
Unorthodox auch Alexandra Hubers Umgang mit Materialien, ob es nun Bildträger oder Farben betrifft. Ganz pragmatisch stellt sie das unmittelbare Tun und seine Folgen über alle mühsam zugespitzte Theorie. Auf dem Umweg über Ironie, Irrationalität und Sprache aber fordert sie letztlich doch die Vernunft ein, um zu urteilen. So wird das Skurrile zu heiterer Besinnung gebracht.