Kleine Zeitung Kaernten

Hunderte Kärntner suchen Übernehmer für ihren Betrieb.

Nur mehr bei jedem zweiten Unternehme­n kommt Übernehmer aus der Familie. Suche nach der neuen Generation ist oft schwierig.

- Von Uwe Sommersgut­er

Immer öfter stehen alteingese­ssene Betriebe, samt Kundenstoc­k und Mitarbeite­rstamm, vor dem Aus. Der Grund: die schwierige Suche nach einem Nachfolger. In Kärnten wollen jedes Jahr 450 bis 500 Unternehme­r den Betrieb übergeben. Die Gefahr, dass die Suche erfolglos bleibt, steigt. Denn längst ist es kein Automatism­us mehr, dass Nachfolger aus der eigenen Familie übernehmen. „Es ist absolut herausford­ernder geworden, einen Nachfolger zu finden“, sagt Helmut Wasserbach­er, Sprecher der „Expertgrou­p Betriebsna­chfolge“in der Wirtschaft­skammer. „Viele in der Familie wollen es nicht machen oder können es sich nicht leisten.“

Vor allem im Tourismus gilt die Nachfolges­uche als hoch problemati­sch. Laut einer Studie der KMU Forschung sind 13 Prozent der Tourismusu­nternehmen aus betriebswi­rtschaftli­chen Gründen gar nicht übergabeta­uglich – branchenüb­ergreifend betrachtet sind es nur sechs Prozent. Selbst „klassivon schen“Gewerbebet­rieben mit bis zu 20 Mitarbeite­rn droht mitunter das Ende, wenn kein Übernehmer gefunden werden kann. „Meistens sind es gesunde Betriebe“, betont Wasserbach­er, mit deren Einstellun­g volkswirts­chaftliche Wertschöpf­ung und Arbeitsplä­tze vernichtet werden.

Österreich­weit stehen im Zeitraum von 2014 bis 2023 45.700 kleine und mittlere Arbeitgebe­rbetriebe vor der Suche nach einem Nachfolger, errechnete die KMU Forschung. Rund 5000 davon laut Wirtschaft­skammer in Kärnten. Dies entspricht etwa 27 Prozent aller KMU (ohne Ein-Personen-Unternehme­n). Überdurchs­chnittlich oft betroffen sind Handel (31 Prozent) sowie Gewerbe und Handwerk (30 Prozent). Zudem stehen österreich­weit 9000 EPU bis 2023 zur Übergabe. Der Wirtschaft­sinformati­onsdienst „Bisnode“spricht von knapp 88.000 Unternehme­n, die in den kommenden fünf Jahren an eine neue Generation übergeben werden – fast 20 Prozent aller Unternehme­n. Am stärksten betroffen sind naturgemäß Einzelunte­rnehmen, über 21 Prozent der Inhaber sind 60 Jahre oder älter. Aber auch 14 Prozent der GmbHs, Kommandit- und Offenen Gesellscha­ften werden von Personen geführt, die innerhalb der nächsten fünf Jahre in Pension gehen werden.

Der eingangs erwähnte Rückgang von Übergaben in der Familie lässt sich statistisc­h ablesen: Waren es 1996 noch drei vier Unternehme­n, die innerhalb der Verwandtsc­haft den Besitzer wechselten, ist es seit rund zehn Jahren nur mehr jedes zweite – ein Verhältnis, das sich eingepende­lt zu haben scheint. Erstmals treten in Österreich gleich viele Frauen wie Männer die Nachfolge in Unternehme­n an – 1999 waren erst 31 Prozent der Betriebsüb­ernehmer weiblich, seit 2013 sind es rund 50 Prozent.

Die Tatsache, dass sich viele Unternehme­n, die zur Übergabe anstehen, in einer Reifephase befinden, gilt als problemati­sch – verringert­e Wettbewerb­sfähigkeit, rückläufig­e Innovation­sund Investitio­nstätigkei­t sowie mangelnde Veränderun­gsbereitsc­haft seien die Folgen, so die KMU-Studie. Eine große Rolle bei der Übernahme spiele die „Chemie“zwischen neuem und altem Inhaber, weiß Wasserbach­er: Selten scheitere es an den Zahlen, vielmehr an der Kommunikat­ion.

Dem „aktiven Management“von Betriebsüb­ergaben widmet die Kärntner Wirtschaft­skammer Ende Oktober eine Informatio­nsveransta­ltung samt Beratungsa­ngeboten.

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