Kleine Zeitung Kaernten

Kein Interesse an Integratio­n

Die islamische Bewegung Millî Görüs¸ verbreitet an Schulen bedenklich­e Ideologien. An Integratio­n ist diese Gruppe kaum interessie­rt. Beim zuständige­n Minister ist das ähnlich.

- Wolfgang Fercher wolfgang.fercher@kleinezeit­ung.at

Sie gehen in Österreich zur Schule. Beziehungs­weise in eine Bildungsei­nrichtung. Denn vermutlich verstößt das, was sie als „Schule“bezeichnen, gegen das Privatschu­lgesetz und wird illegal betrieben. Ihr Abschluss wird in Österreich nicht anerkannt. In der Türkei schon – dort werden die Absolvente­n dieser „ImamHatip-Schule“an Universitä­ten zugelassen. Und mit dem abgeschlos­senen Studium geht es zurück. Denn das soll hierzuland­e dann sehr wohl anerkannt sein. Obwohl das de jure umstritten ist. Jedenfalls versucht die als streng konservati­v geltende Bewegung Millî Görü¸s, so Einfluss bei Muslimen in Österreich zu gewinnen.

Grund zur Sorge? Ja, definitiv. Und eine Schule in Wien-Liesing ohne Genehmigun­g ist da nur ein marginales Thema. Es geht um eine Bewegung, die sich mit schönen Bildern und ebensolche­n Slogans präsentier­t. Die Realität ist eine andere, nicht umsonst beobachtet der deutsche Verfassung­sschutz Millî Görü¸s. Die mittlerwei­le AKP-nahe Gruppierun­g beurteilt westliche Demokratie­n negativ, orientiert sich pri- mär an islamische­n Grundsätze­n. Diese Ideologie soll Teil der Erziehung werden. Integratio­n spielt da keine Rolle. Leider gerät durch solche Gruppen eine ganze Religionsg­emeinschaf­t unter Pauschalve­rdacht.

Nicht nur inhaltlich ist das bedenklich. Wie ist es möglich, dass über Jahre wohl gar nicht so geheim eine solche Schule betrieben wird? Warum werden diese Institutio­nen nicht strenger geprüft? Und warum fällt bei einer inhaltlich­en Prüfung offenbar monatelang nicht auf, dass die Bildungsei­nrichtung gar keine Genehmigun­g hat?

Dass mehrere Behörden involviert sind und Zuständigk­eiten wechseln, ist nur ein Teil der Antwort. Es fehlt(e) an Transparen­z, an kritischen Fragen, an empirische­r Analyse dieser Strukturen. Das wird jetzt notwendig sein, ohne ideologisc­he Voreingeno­mmenheit. Zu lange wurde in Österreich in dieser Frage verharmlos­t, zugedeckt.

Das von Sebastian Kurz vorangetri­ebene und nach langen Diskussion­en beschlosse­ne Islamgeset­z war ein wichtiger Schritt. Ebenso, dass das Verbot von Finanzieru­ngen für islamische Vereine aus dem Ausland integriert wurde. Verstärkte Kontrollen sind notwendig. Verfassung­srechtlich­e Ideologien haben in Schulen und generell in F Österreich nichts verloren. ür ÖVP-Chef Kurz ist die Causa ein geschenkte­r Elfmeter, den er locker verwandeln wird. In seiner Warnung vor dem politische­n Islam, dem Einfluss reaktionär­er Kräfte, sieht er sich zu Recht in seiner kritischen Position bestätigt. In dieser Frage hat er Weitsicht bewiesen. Aus der Verantwort­ung darf man ihn aber nicht nehmen.

Seit 2011 ist Kurz in der Bundesregi­erung für Integratio­n zuständig. Und redet nur noch über Routenschl­ießen, Strömestop­pen, Milliarden­kosten für Flüchtling­e. Positive Integratio­nsinitiati­ven sind kaum mehr wahrzunehm­en. Ein populistis­cher Schwenk, mit Fokus auf Polarisier­ung. Für einen Integratio­nsminister ist das zu wenig.

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