Drei Kinder aus Trümmern gerettet
16 Stunden nach dem Erdbeben von Ischia wurde ein Elfjähriger lebend geborgen. Auch seine kleinen Brüder haben überlebt.
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem schweren Erdbeben von Amatrice und L’Aquila, bei dem an die 300 Menschen ums Leben kamen, wurde Italien erneut von einem Beben erschüttert. Diesmal traf es die Urlauberinsel Ischia vor Neapel, wo seit Montagabend mehr als 20 heftige Erdstöße gemessen wurden.
Beim schwersten mit einer Stärke von 4,0 stürzten im Ort Casamicciola im Norden der Insel mehrere Gebäude ein. Eine Frau wurde von herabfallenden Teilen einer Kirche erschlagen, eine weitere Frau starb in den Trümmern ihres Wohnhauses. „Zwei Menschen sind tot, 39 verletzt, 2600 obdachlos“, erklärt Bürgermeister Giovanni Battista Castagna geschockt.
Ein Hotel und Teile des Krankenhauses wurden noch in den Nachtstunden evakuiert, die Verletzten mussten in einem notdürftig errichteten Feldlazarett verarztet worden. Rund 1500 Menschen flüchteten auf mehreren Fähren auf das Festland. Zum Zeitpunkt des Unglücks hatten sich rund 250.000 Touristen auf der Insel aufgehalten. Doch all das wurde von der Suche nach drei verschütteten Kindern überschattet.
Als ihr Wohnhaus einstürzte, hatte sich nur die schwangere Mutter ins Freie retten können. Der Vater der Kinder sowie der elfjährige Ciro, der achtjährige Mattia und der erst sieben Monate alte Pasquale wurden in den Trümmern begraben.
Während Vater Alessandro Toscano rasch gefunden war, begann der Wettlauf um das Leben seiner Buben. Retter des Zivilschutzes, die zuvor beim Waldbrand auf der Insel eingesetzt waren, kamen zu Hilfe, der Vater grub mit bloßen Händen in den Trümmern. Der Einsatz hatte Erfolg: Baby Pasquale konnte noch in den Nachtstunden, weinend, aber unverletzt, befreit werden, Mattia fast 14 Stunden nach dem folgenschweren Beben.
Zwei Stunden später brach Jubel aus, als auch Ciro lebend gefunden wurde. Er wird jetzt als
Held gefeiert: „Ciro hat seinem jüngeren Bruder das Leben gerettet. Nach dem schweren Erdstoß hat er ihn unter das Bett geschoben und mit einem Besenstock so lange geklopft, bis wir ihn gehört haben“, berichtete ein Mitglied des Rettungsteams.
„Es ist ein Wunder, sie sind alle drei gesund“, berichteten die Ärzte des Krankenhauses von Ischia am Nachmittag. Lediglich der Elfjährige habe einen gebrochenen Fuß.
Während die Hilfe erst im Anlaufen ist, werden bereits kritische Stimmen laut: „Es ist nicht normal, dass ein Erdbeben der Stärke 4 derartige Zerstörungen verursacht“, erklärte der Geologe Egidio Grasso. Doch ein Großteil der Gebäude sei nicht gesetzeskonform errichtet worden. Die Regierung bekräftigte gestern ihr Vorhaben, in Italien den Bau bebensicherer Gebäude zu fördern. Doch das hatte sie auch schon nach dem Beben von Amatrice erklärt.