Sechser-Seilschaft stürzt ins Verderben
Bergtragödie in Salzburg. Alpinist rutscht aus und reißt Kollegen mit in Gletscherspalte. Fünf Mitglieder der Seilschaft kommen ums Leben.
Es herrschte prächtiges Wanderwetter, als eine sechsköpfige Gruppe von Alpinisten aus Bayern gestern in Krimml zu einer Gletschertour aufbrach. Die Männer wollten als Seilschaft von der Zittauer Hütte auf den Gabler gehen. Der Gipfel liegt auf 3260 Meter Seehöhe und ist auch im Sommer von Schnee und Eis umgeben. Das rutschige und schmelzende Gletschereis dürfte der Gruppe zum Verhängnis geworden sein. Die Männer stürzten ab, fünf von ihnen überlebten nicht.
Dem großen Andrang auf dem Gletscher sei es zu verdanken, dass einer der Alpinisten den Absturz überlebte, sagt Einsatzleiter Martin Reichholf. „Eine weitere Gruppe hat den Vorfall beobachtet und die Rettungskräfte alarmiert.“
Nach Schilderungen der zweiten Gruppe waren die sechs Deutschen gerade in einer steilen und eisigen Rinne unterwegs. Sie ist dort rund 40 Grad steil. „Die Zeugen sagten, dass einer aus der Gruppe nicht mehr weiter wollte. Die Männer berieten, ob sie umkehren sollten.“In dieser Situation rutschte einer der Alpinisten ab, laut Zeugen der Zweite der Seilschaft. Er riss seine Kollegen mit sich. „Zwei versuchten noch, sich mit Pickeln zu halten.“Vergeblich.
100 Meter rutschten die Männer über das Eis, dann stürzten sie in eine Felsspalte und aus dem Blickfeld der Augenzeugen. Das Rote Kreuz alarmierte sofort sechs Rettungshubschrauber, weil man von sechs schwer verletzten Personen ausging. An der Unglücksstelle musste die Besatzung des ersten Hubschraubers jedoch feststellen, dass für fünf Oper jede Hilfe zu spät kam. Das sechste hatte schwere Verletzungen erlitten. Nach der Erstversorgung flog der Hubschrauber den Mann ins Unfallkrankenhaus nach Salzburg. Laut einem Arzt ist der Mann schwer verletzt, schwebt aber nicht in Lebensgefahr.
Die Bergung der anderen Verunglückten gestaltete sich schwierig. Die Männer waren in eine Felsspalte gestürzt und
Der Absturz einer gesamten Seilschaft ist eher ungewöhnlich. Ein derart tragisches
Ereignis ist mir als Bergretter noch nicht
unterkommen.
Hermann Spiegl, Retter
mussten mit dem Seil geborgen werden. „Wir führten die Bergung mithilfe des Polizeihubschraubers durch“, sagt Martin Reichholf. Die Retter mussten zu Fuß durch Gelände mit viel Geröll gehen. Zudem herrscht dort Steinschlaggefahr.
Die Retter kämpften gegen die Zeit: Für 17 Uhr war ein Unwetter angesagt, dann wären Flüge nicht mehr möglich gewesen. Deshalb wurde ein zweiter Polizeihubschrauber aus Tirol angefordert.
Auch die Alpine Einsatzgruppe der Polizei war unterwegs, um den genauen Unfallhergang zu ermitteln. Die genaue Identität der Oper wurde vorerst noch nicht bekannt gegeben, da die Angehörigen bis Sonntagabend noch nicht verständigt werden konnten. Wer die Männer waren, fanden die Ermittler schließlich über das Gästebuch der Zittauer Hütte heraus: Dort hatten sich alle eingetragen.