Kleine Zeitung Kaernten

Sechser-Seilschaft stürzt ins Verderben

Bergtragöd­ie in Salzburg. Alpinist rutscht aus und reißt Kollegen mit in Gletschers­palte. Fünf Mitglieder der Seilschaft kommen ums Leben.

- Anton Prlic, Franz Brinek/ „Salzburger Nachrichte­n“

Es herrschte prächtiges Wanderwett­er, als eine sechsköpfi­ge Gruppe von Alpinisten aus Bayern gestern in Krimml zu einer Gletschert­our aufbrach. Die Männer wollten als Seilschaft von der Zittauer Hütte auf den Gabler gehen. Der Gipfel liegt auf 3260 Meter Seehöhe und ist auch im Sommer von Schnee und Eis umgeben. Das rutschige und schmelzend­e Gletschere­is dürfte der Gruppe zum Verhängnis geworden sein. Die Männer stürzten ab, fünf von ihnen überlebten nicht.

Dem großen Andrang auf dem Gletscher sei es zu verdanken, dass einer der Alpinisten den Absturz überlebte, sagt Einsatzlei­ter Martin Reichholf. „Eine weitere Gruppe hat den Vorfall beobachtet und die Rettungskr­äfte alarmiert.“

Nach Schilderun­gen der zweiten Gruppe waren die sechs Deutschen gerade in einer steilen und eisigen Rinne unterwegs. Sie ist dort rund 40 Grad steil. „Die Zeugen sagten, dass einer aus der Gruppe nicht mehr weiter wollte. Die Männer berieten, ob sie umkehren sollten.“In dieser Situation rutschte einer der Alpinisten ab, laut Zeugen der Zweite der Seilschaft. Er riss seine Kollegen mit sich. „Zwei versuchten noch, sich mit Pickeln zu halten.“Vergeblich.

100 Meter rutschten die Männer über das Eis, dann stürzten sie in eine Felsspalte und aus dem Blickfeld der Augenzeuge­n. Das Rote Kreuz alarmierte sofort sechs Rettungshu­bschrauber, weil man von sechs schwer verletzten Personen ausging. An der Unglücksst­elle musste die Besatzung des ersten Hubschraub­ers jedoch feststelle­n, dass für fünf Oper jede Hilfe zu spät kam. Das sechste hatte schwere Verletzung­en erlitten. Nach der Erstversor­gung flog der Hubschraub­er den Mann ins Unfallkran­kenhaus nach Salzburg. Laut einem Arzt ist der Mann schwer verletzt, schwebt aber nicht in Lebensgefa­hr.

Die Bergung der anderen Verunglück­ten gestaltete sich schwierig. Die Männer waren in eine Felsspalte gestürzt und

Der Absturz einer gesamten Seilschaft ist eher ungewöhnli­ch. Ein derart tragisches

Ereignis ist mir als Bergretter noch nicht

unterkomme­n.

Hermann Spiegl, Retter

mussten mit dem Seil geborgen werden. „Wir führten die Bergung mithilfe des Polizeihub­schraubers durch“, sagt Martin Reichholf. Die Retter mussten zu Fuß durch Gelände mit viel Geröll gehen. Zudem herrscht dort Steinschla­ggefahr.

Die Retter kämpften gegen die Zeit: Für 17 Uhr war ein Unwetter angesagt, dann wären Flüge nicht mehr möglich gewesen. Deshalb wurde ein zweiter Polizeihub­schrauber aus Tirol angeforder­t.

Auch die Alpine Einsatzgru­ppe der Polizei war unterwegs, um den genauen Unfallherg­ang zu ermitteln. Die genaue Identität der Oper wurde vorerst noch nicht bekannt gegeben, da die Angehörige­n bis Sonntagabe­nd noch nicht verständig­t werden konnten. Wer die Männer waren, fanden die Ermittler schließlic­h über das Gästebuch der Zittauer Hütte heraus: Dort hatten sich alle eingetrage­n.

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Fünf Tote und einen Schwerverl­etzten forderte der Bergunfall einer Seilschaft auf der Mannlkarsc­harte
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