Der Waffendealer vor dem Richter
Der Münchner Amokläufer kaufte seine Waffe im Internet und tötete damit neun Menschen. Heute beginnt der Prozess gegen den Händler.
München, 22. Juli 2016, fünf Jahre nach Anders Behring Breiviks Anschlag in Norwegen: Der 18-jährige David S., dessen Familie aus dem Iran stammt, packt eine Pistole des Typs Glock 17 und Hunderte Schuss Munition in seinen Rucksack. Danach nimmt er sein Fahrrad und fährt zum Münchner Olympia-Einkaufszentrum, wo er das Feuer eröffnet. Er tötet neun Menschen und verletzt fünf weitere, ehe er sich selbst richtet.
David S. galt zwar als rechtsextrem orientiert. Als Motiv sehen die Ermittler aber bisher nur private Kränkung. Zudem war er 2015 wegen Depressionen und einer posttraumatischen Belastungsstörung stationär in einer Psychiatrie.
Heute beginnt am Münchner Oberlandesgericht der Prozess gegen jenen Mann, der dem Amokschützen die Glock 17 und 100 Schuss Munition über das Darknet, einen anonymen Teil des Internets, verkauft haben soll. Der aus Köln stammende Philipp K. (32) war etwa einen Monat nach dem Amoklauf ausgeforscht worden, nachdem ein Kontoauszug die Polizei auf seine Spur gebracht hatte. Darauf war zu sehen, dass David S. im Mai 2016 rund 4000 Euro von seinem Konto abgehoben hatte. Die Ermittler vermuteten schon damals, dass mit diesem Geld die Tatwaffe bezahlt worden sein dürfte. Danach kaufte David S. ein Busticket in die hessische Stadt Marburg, wo die Zollfahnder bereits Philipp K. wegen illegaler Waffengeschäfte im Visier hatten. Ab heute muss sich Philipp K. wegen neunfacher fahrlässiger Tötung und illegalen Waffenhandels verantworten. Zehn Prozesstage sind geplant. Im Fall des (erwarteten) Schuldspruchs drohen mehrere Jahre Haft.