Rohingya-Minderheit in Myanmar
die Lage für Muslime erneut verschlechtert.
Die jüngste Gewaltwelle hat nun Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. Rund 18.000 Rohingya seien nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration bereits über die Grenze nach Bangladesch geflüchtet. Mindestens 16 Menschen sind allein gestern auf der Flucht in ein Land – in dem sie ebenfalls nicht erwünscht sind – ertrunken. Die Regierung in Dhaka hält die Mitglieder der Rohingya-Minderheit von der Einreise ab, während die Vereinten Nationen das Land zur Grenzöffnung für die Verfolgten drängen. Bangladesch schlug Myanmar sogar ein gemeinsames militärisches Vorgehen gegen die Rebellen vor. In Myanmar kippt mittlerweile auch die Stimmung in der Bevölkerung zu Ungunsten der verfolgten Minderheit. „Der Großteil der gebildeten Oberschicht ist der Meinung, dass sich die Rohingya in Myanmar gar nicht hätten ansiedeln dürften. Und dadurch hätten sie auch kein Recht, hier zu leben“, führt Berger aus. Radikale buddhistische Mönche, Fake News und Gerüchte über Übergriffe heizen die Stimmung gegen Muslime allgemein an. Muslimsche Einrichtungen wie etwa Waisenhäuser wollen in der Nachbarschaft nicht mehr auffallen – aus Angst vor Übergriffen. „Das tägliche Leben für uns Muslime wird von Tag zu Tag schwieriger“, sagt der 25-jährige Arzt C. aus Yangon der Kleinen Zeitung. Er will anonym bleiben, aus Angst, stärker angefeindet zu werden. „Es ist schwer, eine Stelle als Arzt zu finden. Ich bekomme keinen Pass, nur weil ich Muslim bin“, erzählt C. weiter.
vieler Muslime, ihre Situation werde sich nach dem Ende der Militärdiktatur und der Machtübernahme durch die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi verbessern, hat sich nicht erfüllt. Auch Suu Kyi weigerte sich, den Rohingya mehr Rechte zuzugestehen, und spricht sogar vom Einsatz gegen „Terroristen“. Berger erklärt, warum: „Würde sie öffentlich für die Rohingya auftreten, würde sie in den Wahlumfragen sofort abstürzen.“Außerdem fehle es der Partei der Nobelpreisträgerin an Expertise zur Lösung solcher Konflikte. „Die Meinungsfreiheit hat sich ebenfalls nicht unbedingt verbessert. Seit Suu Kyi an der Macht ist, ist es eher schlimmer geworden als besser“, sagt Berger. Ein Ende der Spirale aus Diskriminierung und Radikalisierung scheint daher nicht in Sicht.