Lied am Ende des Tunnels
Robert Glantschnig (71) leitet den MGV Morgensonne, der bei der heutigen Neuauflage des Bleiberger Knappenspiel traditionelle und moderne Weisen anstimmt.
Als Perfektionist will er sich nicht bezeichnet wissen. Robert Glantschnig formuliert es lieber auf Kärntnerisch: „Ana muaß ziagn.“Und er betont, dass er Wert auf Vorbereitung legt. „Wenn ich hinterm Haus etwas richten will, gehe ja auch nicht planlos einfach hin, sondern überlege mir schon vorher, welches Werkzeug ich brauche.“
Das erklärt, warum Glantschnig bei den 14 Sängern des von ihm geleiteten MGV Morgensonne Kreuth in Bad Bleiberg höchsten Respekt genießt. Der 71-Jährige „ziagt“, fordert die entsprechende Vorbereitung ein und spornt „seine“Männer so zu musikalischen Bestleistungen an, die längst weit über das Tal hinaus Anerkennung finden.
Glantschnig ist seit 26 Jahren Chorleiter. Er stammt aus einer Musikerfamilie: Vater Matthias war Gründungsmitglied des Kärntner Blasmusikverbandes und leitete lange die Bergkapelle Bad Bleiberg. Für sie schwang später auch Robert Glantschnig den Taktstock. Bis heute spielt er dort Posaune, mittlerweile allerdings dirigiert von Sohn Christoph, dem amtierenden Kapellmeister.
D as historische Bleiberger Knappenspiel, das, nach 20 Jahren Pause heute, Freitag, erstmals wieder aufgeführt wird, kennt Glantschnig von der ersten bis zur letzten Zeile. „Ich bin schon als Kind immer dabeigewesen, weil man Vater damals Regie geführt hat. Später habe ich natürlich mitgespielt“, erzählt der ehemalige Bergmann.
Natürlich steht Glantschnig mit dem MGV Morgensonne, der die meisten männlichen Rollen besetzt, nun wieder auf der Bühne. Der Chorleiter ist von überarbeiteten Knappenspiel-Version aus der Feder von Komponist Gert Schuller und Regisseur Jörg Schlaminger begeistert. „Die haben das richtig aufgepeppt. Da ist jetzt für jeden etwas dabei, von Operette bis Pop.“
Gespielt wird wie früher in der Perscha-Zeche. Das Felsentheater befindet sich tief im Inneren im 1993 stillgelegten Bergwerk. „Es gibt von der Akustik und der Atmosphäre her keinen besseren Ort“, schwärmt Glantschnig, der privat Kärntnerlieder ebenso gerne hört wie Jazz oder James Last. Kraft für das „Ziagn“und die Auftritte holt er sich beim Wandern – am Gipfel wird immer gesungen.
D ie Bleiberger Knappenkultur, die auch der MGV Morgensonne pflegt, zählt zum immateriellen Kulturerbe Österreichs. „Traditionen können wir nur weitergeben, indem wir sie leben“, appelliert Glantschnig. Für den MGV Morgensonne gehört dazu auch das österreichweit einzigartige Vereinslokal. Es ist ein echter Stollen.