Kleine Zeitung Kaernten

Ein Paket, das mit Sicherheit aufregt

Heute tagt der nationale Sicherheit­srat. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) will umstritten­es Paket durchbring­en. Teile der SPÖ wollen noch verhandeln.

- Von Wolfgang Fercher Überwachun­g

Input kam von Organisati­onen wie Amnesty Internatio­nal, Asfinag über den Chaos Computer Club, die Notariatsk­ammer bis zum Verein gegen Tierfabrik­en. Insgesamt wurden im Zuge der Begutachtu­ngsfrist für das geplante Sicherheit­spaket, die vor knapp zwei Wochen ablief, fast 9000 Stellungna­hmen abgegeben, auch von vielen Privatpers­onen. Die Begeisteru­ng war enden wollend, um es milde auszudrück­en. Das von Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) eingebrach­te Paket wurde als „Überwachun­gspaket“tituliert und scharf kritisiert. In erster Linie wurden Datenschut­zbedenken geäußert und es werden mögliche Eingriffe in Grundrecht­e befürchtet.

Faktisch geht es bei dem Paket um eine Novelle der Strafproze­ssordnung. Parallel müssen aber etwa auch das Telekommun­ikationsge­setz oder die Straßenver­kehrsordnu­ng geändert werden. Mittlerwei­le haben Sobotka und Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er (ÖVP) „nachgeschä­rft“. Ihre Vorschläge werden sie heute im Nationalen Sicherheit­srat vor- legen. Sie hoffen, trotz aktueller Kritik von SPÖ und Opposition, auf einen „nationalen Schultersc­hluss“, um Polizei und Gerichten mehr Möglichkei­ten im Kampf gegen Kriminalit­ät und Terror zu geben. Noch vor der Nationalra­tswahl am 15. Oktober soll ein Beschluss erfolgen.

Was sind die Eckpunkte des Pakets? Verschlüss­elte Messenger-Dienste wie WhatsApp, Skype etc. sollen künftig, mit richterlic­her Genehmigun­g, überwacht werden können. „Telefonie können wir im Ver- dachtsfall abhören, aber diese Dienste, die Kriminelle vermehrt nutzen, nicht. Wo ist der Sinn?“, sagt Sobotka. Damit das funktionie­rt, müssen Ermittler Handys oder Laptops hacken und eine Software installier­en, um private Daten auslesen zu können. „Das ist ein direkter Eingriff in die Privatsphä­re und extrem bedenklich“, sagt Hans Zeger von der Arge Daten.

ohne sogenannte Trojaner funktionie­rt laut ITExperten nicht oder nur, wenn der Betreiber mitspielt. Diese Möglichkei­t brachte gestern Kanzleramt­sminister Thomas Drozda (SPÖ) ins Spiel, der sonst Kritik übt. „Was die ÖVP vorgeschla­gen hat, ist handwerkli­ch schlecht gemacht.“Es gebe verfassung­srechtlich­e Bedenken. Man könne aber über die Adaptierun­gen reden. Auch Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist gesprächsb­ereit und fordert etwa einen „klaren Rechtsschu­tz“bei der Internetko­mmunikatio­n. Klubobmann Andreas Schieder hat hingegen angekündig­t, das Sicherheit­spaket erst nach der Wahl verhandeln zu wollen. Kritik an Sobotka kam gestern erneut von Neos und Grünen.

Präzisiert wurde auch beim Thema Überwachun­gskameras (etwa auf Bahnhöfen oder Autobahnen). Im „Anlassfall“sollen Sicherheit­sbehörden auch in Echtzeit zugreifen können. Zwei Punkte dürften vorerst auf Juli 2018 verschoben werden: Anonyme Handy-Wertkarten soll es nicht mehr geben. Und das geplante „Quick-Freeze-Modell“, Ersatz für die Vorratsdat­enspeicher­ung, erlaubt die Speicherun­g von Handydaten für bis zu zwölf Monate.

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Keine Einigkeit in der SPÖ: Hans Peter Doskozil (links) befürworte­t weite Teile des Paketes. Klubobmann Andreas Schieder will erst nach der Wahl wieder verhandeln
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