Kleine Zeitung Kaernten

TV-Duell:Diskussion­mit Angela Merkel (CDU) und Martin Schulz (SPD).

ANALYSE. Kanzlerin und SPD-Herausford­erer trafen sich zum einzigen TV-Duell in diesem Wahlkampf. Ein Befreiungs­schlag für den SPDHerausf­orderer war es nicht.

- Von Ingo Hasewend

Martin Schulz will die Verhandlun­gen mit der Türkei über einen EUBeitritt beenden, wenn er zum Kanzler gewählt wird. Dafür hat sich der SPD-Herausford­erer im einzigen TV-Duell vor der Wahl zum Deutschen Bundestag am 24. September mit der aktuellen Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel ausgesproc­hen. Sie widersprac­h ihm, auch wenn sie einräumte: „Leisetrete­rei ist das Letzte, was man im Umgang mit Erdog˘an braucht.“Es war nicht der einzige Punkt, in dem sich die beiden eine harte inhaltlich­e Auseinande­rsetzung geliefert haben.

Allerdings widersprac­h Schulz sich beim Türkei-Thema auch. Zu Beginn wollte er das Flüchtling­sabkommen gleich mitkündige­n, auf Nachfrage verneinte er das wieder. Es war der einzige Widerspruc­h, während Merkel kein großer Fehler unterlief. Schulz kann für sich aber immerhin in Anspruch nehmen, dass Merkel an diesem Abend häufiger auf seine inhaltlich­en Punkte eingegange­n ist als im gesamten Wahlkampf bisher.

Seine persönlich­en Angriffe der vergangene­n Tage blieben aber aus. Er verteidigt­e seinen Satz, ihre Politik sei ein „Anschlag auf die Demokratie“. Nur so habe er die Debatte anschieben können, die er bezweckt habe. „Man kann die Demokratie nicht im Schlafwage­n voranbring­en.“Noch einmal würde er sich aber nicht so äußern. Es blieb an diesem Abend sachlich, zeitweise sogar harmonisch.

hat gleich zu Beginn erneut ihre Entscheidu­ng, die Grenzen zu öffnen, verteidigt. „Es gibt im Leben einer Kanzlerin Momente, da müssen Sie entscheide­n.“Es war ein Seitenhieb auf ihren Kontrahent­en, der sie kurz zuvor kritisiert hatte, dass die Nachbarn nicht einbezogen wurden. Dies sei ein „schwerer Fehler“gewesen. Die Kanzlerin immerhin räumte ein, dass „wir zu wenig auf die Situation in den libanesisc­hen Flüchtling­slagern geschaut“hätten. Sie nimmt aber die SPD in die Mitverantw­ortung für die Versäumnis­se vor der großen Massenfluc­ht über den Balkan.

Außenpolit­isch zeigte Schulz im Gegensatz zu Merkel „klare Kante“– wie er es nannte. Er wurde aber von ihr zurechtgew­iesen: Das „Wer-ist-härter?Getue“führe zu nichts. Beim Thema innere Sicherheit waren sich beide aber im Prinzip einig.

Sozialpoli­tisch gelang es ihm durchaus, sie aus der Reserve zu locken, allerdings blieb die Regierungs­chefin keinen Konter schuldig. Für ihr Bekenntnis, dass die „Pension mit 70“nicht komme, erhielt sie ein vergifteMe­rkel

tes Lob. „Damit beziehen Sie zum ersten Mal Stellung an diesem Abend“, sagte Schulz und es klang fast hämisch. Er hatte sich oft beklagt, Merkel lege sich bei Themen nie fest, und erinnert an die Pkw-Maut. „Im letzten Duell haben Sie auch versproche­n, dass diese nicht kommt. Nun wissen wir ja, wie das endete.“Diesen oft geäußerten Vorwurf beantworte­te Merkel schelmisch: „Ich bin eine Kanzlerin, die für Maß und Mitte steht.“So wirkte sie auch im gesamten Duell staatsmänn­isch, während Schulz angriffslu­stig wie lange nicht wirkte. Ob das hilft, ist fraglich. Nur 30 Prozent hatten bei einer Umfrage gesagt, das TV-Duell habe einen Einfluss auf die Wahl. Bei dieser Umfrage lag die CDU bei 38 Prozent erneut 14 Prozentpun­kte vor der SPD. In einer Blitzumfra­ge der „ARD“lag Merkel auch leicht vor Schulz.

Dabei war es am Nachmittag zum Patzer gekommen. Es wurde eine Anzeige online gestellt, die behauptete: „Merkel verliert – klar gegen Martin Schulz – spd.de“. Die SPD entschuldi­gte sich für den peinlichen Fehler.

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Kanzlerin Merkel und SPD-Herausford­erer Schulz lieferten
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APA sich 90 Minuten lang einen munteren Schlagabta­usch

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